Vorsicht Zocker

IMMER WIEDER MITTWOCHS
26.03.2014
Sonderinformation Teil 2 (Abwege II)

Original Ausschnitt  aus dem aktuellen Programm


EUR-CHF-Flagge-Schweiz

Es war einmal eine Spielwiese

Wenn Sie sich auf diese Ebene herunterziehen lassen, haben Sie schon verloren. Halten Sie sich fern von Leuten, denen sehr schnell die Worte „zocken“ und „Zocker“ über die Lippen kommen. Misstrauen Sie ausnahmslos Allen, die damit Stimmung machen. In der Regel verrät diese Wortwahl schwere Defizite im Umgang mit Geld. Falls schon etwas abgefärbt hat, verbannen Sie diese Ausdrücke aus Ihrem Sprachschatz. Wer die generelle Verunglimpfung der Erzielung, Erhöhung oder Sicherung von Einkommen außerhalb der Trampelpfade „Maloche gegen Geld“, Sparbuch und Lebensversicherung als üble Volksverdummung betrachtet, ist sicherlich gut beraten.

   Der Fußballer, von dem in der letzten Folge die Rede war, hat sich einen Bärendienst erwiesen, dass er diesen Ball angenommen und sich den Schuh angezogen hat. Nun steht er auch noch als trauriges Würstchen da, das sich ins Gefängnis gezockt hat. Dabei hätten seine Fans von so einem Kaliber durchaus erwarten können, dass er sich erhobenen Hauptes zum Vollzug meldet. Zu seiner „Ehrenrettung“ darf darüber spekuliert werden, ob das Büßergewand nicht ein durchaus geschickter Schachzug war. Möglicherweise hat sich die Justiz zusammen mit der Millonenoffenbarung nur mit der Spitze des Eisbergs beschäftigt. Noch einmal glimpflich davon gekommen? Wird so die „Strategie“ der Strafverteidiger plausibel und fällt gar in die Kategorie Zockerei?

Hat sich das Honorar für den Staranwalt
am Ende doch gelohnt?

Lottoschein-mit-Kugeln   Zocken ist außerdem überhaupt nichts Schlimmes. Wer zockt betreibt ein Glückspiel. Das ist die Definition. Insofern lebt jeder Einzelne von uns in einer Welt von Zockern. Darum ist das wohl auch gesetzlich geregelt. Dazu haben wir den Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV). Dort lesen wir in § 3 Abs. 1:

Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Die Entscheidung über den Gewinn hängt in jedem Fall vom Zufall ab, wenn dafür der ungewisse Eintritt oder Ausgang zukünftiger Ereignisse maßgeblich ist. Auch Wetten gegen Entgelt auf den Eintritt oder Ausgang eines zukünftigen Ereignisses sind Glücksspiele

Wir verkneifen uns an dieser Stelle zunächst weitere Erörterungen und kommen zum „ersten geplatzten Kragen“, letztlich dem Urknall zu diesem Programm. Dabei begegnen wir gleich wieder dem Begriff „spielen“.

   Nach der Jahrtausendwende und kurz vor der Euroeinführung traf ich im Oktober 2001 auf einen wohlhabenden alten Herrn. Der hatte noch nie im Leben einen Computer angefasst. Eine Maus kannte er nur als verpöntes Haustier. Vom operativen Tagesgeschäft hatte er sich längst verabschiedet, seine Firma verkauft und sich auch rechtzeitig von seiner Spanienimmobilie getrennt. Er konnte immer auf Leute zurückgreifen, die den Kleinkram für Ihn erledigt haben.

   Nun wollte er sich „spielerisch“ dem Computer nähern. Das waren im Original seine Worte. Natürlich war ihm nicht entgangen, dass diese Kisten immer mehr zur Wohnungsausstattung gehörten. Unter „spielerisch“ verstand er stressfreies Lernen. Dabei ist von vornherein der Stressfaktor nicht zu unterschätzen, dass sich ein bis dahin überaus erfolgreicher Mann als jemand outet, der von etwas scheinbar Alltäglichem keine Ahnung hatte.

Tastatur-Know-how  Es sollte mir vorbehalten sein, ihn auf technologische Ballhöhe zu begleiten. Das war ein hartes Brot. Einzelheiten ersparen wir uns lieber. Entstanden ist über einen langen Zeitraum aber eine durchaus bemerkenswerte Verbindung. Der „Klient“ hatte natürlich erkannt, dass man das „Spielzeug“ auch für interessante Rechenoperationen einsetzen konnte. Außerdem liebte er Statistiken.

Eine Million Spielgeld

   So erhielt ich einen Teileinblick in die Vermögensverhältnisse. Dazu gehörten auch eine Million DM „Spielgeld“, wie er es nannte. Dieses Geld hatte er an der Börse eingesetzt. Strikt limitiert, eine Million, nicht mehr. Wäre das Geld plötzlich weg gewesen, hätte das für ihn kein Problem dargestellt.

   Ein erstes Ziel war die übersichtliche Darstellung des diversifizierten Vermögens in einer übersichtlichen Tabelle. Das Tabellenkalkulationsprogramm Excel* war auf dem Computer installiert. Die Depotdaten für seine Spielwiese kamen schmucklos per Fax. Auch das sollte etwas schöner dargestellt werden.

   Nähern wir uns dem Knackpunkt der ganzen Geschichte. Bis dahin hatte ich quer durch alle Branchen und Metiers, anderen Menschen geholfen, die moderne Computertechnologie für ihre Zwecke einzusetzen. Zwangsläufig erwirbt man sich zu den eigenen Grundkenntnissen so nebenbei auch spezielle Fachkenntnisse in der jeweiligen Branche.

 Tastatur-Fragezeichen-blau  Es ist aber immer und ausschließlich die Sache der Klienten gewesen, ihre fachliche Arbeit allein zu machen. Anwälte haben ihre Schriftsätze selbst geschrieben, Architekten die Häuser selbst gebaut, Frisöre eigenhändig die Haare geschnitten, Steuerberater ihre Kunden durch den Steuerdschungel gelotst, Messdienstfirmen die Betriebskosten der Hausbesitzer selbst berechnet, Buchhalter die Bilanzen eigenverantwortlich erstellt und so weiter.

   Für den Computerneuling musste also das Datenrohmaterial der Faxe nur in einer schönen Tabelle erfasst und das Bedienungsknow-how vermittelt werden. Über das Allgemeinwissen hinaus, das einem Berater, Coach oder Weiterbildner generell zu unterstellen ist, gab es bei mir bis dahin keine besonderen Kenntnisse zum Börsen- und Wertpapiergeschäft.

   Neue Kurse, neue Stückzahlen durch An- und Verkauf, rein in die Tabelle, Mausklick, Ergebnis und zeigen wie es geht. Das war’s oder hätte es sein können.  Nun war der Mann mit seiner „Spielwiese“ auch Zeitungsleser und Fernseher. Wenn er also las, der DAX (Deutscher Aktien Index) ist um so und so viel Prozent gestiegen oder gefallen, versprach er sich davon auch Rückschlüsse auf sein Depot. So nennt man die Konten, auf denen Wertpapiere verwaltet werden. In den guten alten Zeiten lagen da wirklich noch die Papiere drin.

   Diese Rückschlüsse gingen aber regelmäßig daneben. So etwas ist für kontrollgewohnte Persönlichkeiten natürlich ein Problem. Nach altbewährtem Muster ist der Überbringer der schlechten Nachricht immer der Dumme, hier also der Computerlehrer. Das gab Reibereien und so ist der Kragen schließlich geplatzt.

Zwischen Hermann Hesse und Gott und der Welt
Kopfsprung ins Geldbecken

  Es hat kein Weg am Kopfsprung in die fachliche Materie vorbeigeführt. Außerdem war die Übertragung der Depotbewegungen vom Fax in die Computertabellen ein Weg, für den es nach aller Erfahrung bessere Alternativen geben musste. So sind zwischen lebhaften Diskussionen über Hermann Hesse und Gott und die Welt tiefgreifende Erkenntnisse zum nationalen und internationalen Geldwesen gereift.

Euro-Muenzen-abwaerts   Wertpapierdepots hatte ich bis dahin durchaus schon einige zu Gesicht bekommen. Das klassische deutsche Aktiendepot hatte sich bis dahin in der Regel auch immer durch die Klassiker ausgezeichnet. Allianz, Siemens, Daimler (oder VW), … sind die Renner. So auch hier. Damit ist der Deutsche Aktien Index (DAX) gut vertreten. Allerdings gab es im Depot meines „Sparringpartners“ auch noch andere Einträge. Eine erstaunliche Erkenntnis der Nachforschungen sei gleich an den Anfang gestellt. Die „Spielwiese“ war einer ausgeprägten Dürre anheimgefallen. Das Depot war um die Hälfte dezimiert. Und das geschah nicht etwa durch die Umstellung von DM auf Euro.

   Wir wollen jetzt nicht von den schlechten Zeiten reden, die sehr viele Wertpapierdepots im Bereich der Jahrtausendwende haben durchleben müssen. Wir kommen zurück auf den Forschungsgegenstand: Warum war das individuelle Depot von der Entwicklung des DAX einfach abgekoppelt?

  Zu den Hintergründen muss noch eines  eingeschoben werden: das Depot wurde von sachkundiger Expertise betreut. Zum Berater bestand eine direkt eingespeicherte Telefonverbindung in die Schweiz. Die Allianz, Daimler- und Siemensaktien dürften dabei tatsächlich vom Depotinhaber selbst favorisiert worden sein.

Euro-Haus-brennt  Zum Depotinhalt gehörten aber auch Positionen, die wohl nicht auf dem Mist des Depotkunden gewachsen waren. Und die zogen das Ergebnis wie Blei nach unten und hielten es dort dauerhaft fest, auch wenn sich die deutsche Aktienpracht nach oben entwickelte

   Und siehe da, nachdem einmal der Blick geschärft war, traten sowohl in meinen übrigen Businessbereichen als auch im persönlichen Umfeld ähnliche Ungereimtheiten zu Tage. Aber auch hier sparen wir zunächst weitere Details aus.

Wir wollten uns ja der Frage widmen, ob die in der Öffentlichkeit entgeistert registrierte Anzahl der Transaktionen des Fußballmanagers wirklich das Nonplusultra zur Erzielung der verhängnisvollen Gewinne war.

50.000 Transaktionen in 10 Jahren
sollen  es gewesen sein. Also …
5.000 in einem Jahr
417 in einem Monat
96 in einer Woche
14  an einem Tag

  Damals habe ich einem der Bleigewichte im Depot eine Alternative gegenüber gestellt. Mit verblüffendem Ergebnis. Es war eine Aktie, die es heute noch gibt und auch im Jahr 2003 gegeben hat. Ab diesem Zeitraum hat im aktuellen Fall die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das „Spielgeld“ war hier etwas höher. Niemand weiß, wie hoch das Startkapital für das Fußballdepot tatsächlich war. Nehmen wir hilfsweise die 20 Millionen, die ein Geschäftsfreund aus der Sportartikelbrache bereitgestellt haben soll.

Die Schweizer, ach wie süß

   Das „Produkt“ hat einen süßen Hintergrund und ist zudem noch passend in der Schweiz angesiedelt. Im Januar 2003 war  die Aktie von Lindt & Sprüngli für 500 Euro zu haben. Ob der Bayrische Investor mit dieser Investition straffrei ausgegangen wäre, wissen wir nicht. Eines ist aber sicher, er hätte mehr Zeit für das Wesentliche gehabt, z.B. für das gesetzeskonforme Management seines Einkommens. Jedenfalls hätte er für das Geld 40.000 Aktien des Schweizer Süßwarenherstellers bekommen.

Am 19.03.2014 hat eine Aktie 3.500 Euro gekostet. Das ergibt einen Gesamtwert von 140 Millionen Euro. Davon bleibt nach Abzug der Anfangsinvestition immer noch ein
Gewinn von 120 Millionen Euro.
Wir sehen, er hätte gar nicht so oft auf seinen Bildschirm starren und die Finger krümmen müssen


Chart-Lindt-Spruengli-Langzeit-2013-03-20

Aktie Lindt & Sprüngli – Kursverlauf 2001 – 2014 (Quelle comdirect AG)

   Zu solch simplen Geschäften haben ihm die Schweizer Experten natürlich nicht geraten. Da hätten sie sich auch ins eigene Fleisch geschnitten. Viel hätten Sie daran nicht verdient. Aber Gebühren für 50.000 Transaktionen mit hauseigenen Produkten. Das ist ein leckeres Häppchen. Wir kennen die Gebührenhöhe für die Einzeltransaktion in diesem speziellen Fall leider nicht. Vielleicht hat er ja eine „Flatrate“ gehabt.

   Für den Handel mit solchen Produkten darf Otto Normalverbraucher mit Kosten für eine kleine Transaktion mit Gebühren um die 10 Euro rechnen. Oft gibt es Rabatte, besonders für „Vieltrader“. Gelegentlich gibt’s sogar mal was umsonst.  Die Gebühren hängen auch von  der Ordergröße ab. Je  größer der transferierte Posten, je  höher die Gebühr.  Meistens gibt es aber eine Obergrenze.  Das  Schöne für  diejenigen, welche die Aufträge  der Kunden  ausführen:  sie können zweimal  kassieren. Was  gekauft  wird, steht  irgendwann auch wieder zum Verkauf.  Bei Aktien geht es ohnehin nur  im Doppelpack:  kein Käufer ohne Verkäufer.

Die Schweizer Gleichung geht nicht immer auf

   Ein Konto in der Schweiz mit individueller VIP- Betreuung garantiert ganz offensichtlich noch lange keine optimalen Ergebnisse. Das mag oft daran liegen, dass die werte Kundschaft sich nicht beschweren mag. Wie und worüber auch, wenn das Geld offiziell gar nicht da ist. Diskretion gegen Diskretion, eine Hand wäscht die andere.

   Bei meinem „Schüler“ scheint alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Trotzdem hat er sich nicht beschwert. Er hat  auch aus meinen Alternativrecherchen kein Kapital geschlagen. Wissen Sie, was er getan hat? Er hat leicht verärgert das Depot einfach aufgelöst. Damit hat er zwar über 200.000 Euro in den Sand gesetzt aber künftig seine Ruhe vor Experten gehabt. Spielgeld müsste man haben.


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Damit es nicht zu „fachchinesisch“ wird, folgt im Original noch ein weiterer Teil mit Details und Erläuterungen.
*„Excel“ ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma Microsoft


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Kragen geplatzt




IMMER WIEDER MITTWOCHS
19.03.2014
Sonderinformation Teil1 (Abwege I)

Original Ausschnitt  aus dem aktuellen Programm


Kravatte-Hemd-Kragen-c-MP2-Fotolia

Wenn der Kragen platzt

   Wenn der Kragen von Hemd oder Bluse platzt, ist der Kragen entweder zu eng oder der Hals zu dick. Meistens erwirbt man ein Kleidungsstück, in welches der Hals bequem hineinpasst. Das nutzt aber nichts, wenn Ereignisse eintreten, die den Hals plötzlich anschwellen lassen.

   Ein solches Ereignis ist die Ursache des Lernprogramms auf dieser Webseite. Der Vorfall liegt schon lange zurück und hat sich kurz nach der Jahrtausendwende zugetragen. Kürzlich ist der Körperteil wieder kräftig angeschwollen. Dabei haben die Geschehnisse auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun. Die Geschichte kommt deshalb auch als Zweiteiler. Zwischen den beiden dicken Hälsen liegen fast eineinhalb Jahrzehnte. 

Geldkoffer-Ehrensold-Fotolia_39707916   Das Programm verfolgt das materielle Ziel: 199.000 Euro mehr in der Kasse und daneben auch weniger materielle Absichten. Genau genommen machen die unsichtbaren Begleitziele das finanzielle Erfolgsziel überhaupt erst möglich. Wenn wir unser Ziel letztlich erreicht haben, sind wir auch fit im Vermeiden von Stolpersteinen und Überwinden von Hürden.  Beginnen wir mit dem aktuellen Kragenplatzer und kommen in der nächsten Folge auf den „Urknall“ zurück.

Paragraph-Fotolia  An einem Donnerstag im März 2014, fieberte die Nation einem Gerichtsurteil entgegen. An diesem 13. März ereilte einen bis dahin hochgeachteten Mitbürger, Manager eines international renommierten Unternehmens und Präsidenten eines von anderen Mannschaften gefürchteten Fußballclubs vor dem Landgericht München eine schlechte Nachricht: 3 Jahre und sechs monatelang wird sich niemand mehr zum Fototermin drängen.

   Die Aufnahmen mit der Bundeskanzlerin und vielen anderen prominenten Staatbürgern waren mit einem Schlag Geschichte. Zu Fall gebracht hatten den ehemaligen Nationalfußballer und erfolgreichen Unternehmer nicht die Konkurrenz oder übles Ränkespiel, sondern die deutsche Steuergesetzgebung. Beim Geld hört die Freundschaft auf. Da können Ehen noch solange  glücklich gelaufen sein, Freundschaften noch so ewig gepflegt und Schwüre noch so innig in die Welt gesetzt worden sein. Geld hat die Macht, alles in Nichts aufzulösen.

Guertel-enger-Schraubstock-Fotolia    Das alles ist aber nur ein lindes Lüftchen gegen die Wucht der Staatsorgane, wenn sie hinter dem Geld ihrer Bürger her sind. Allerdings ist das heute kein großer Aufreger mehr. Die Steuerbürger sind gut erzogen. Sie unterschreiben alle paar Jahre eine Vollmacht mit dem Inhalt: „weiter so“. Einige wenige Kreuze in vorgedruckten Kreisen halten die staatlichen Geldmaschinen in Schwung.

   Wer diesem Teufelskreis entrinnen will, hat schlechte Karten. Je spärlicher das Einkommen tröpfelt, als desto aussichtsloser entpuppen sich die Fluchtmöglichkeiten. Der Lebenslauf ist schrecklich präzise vorgezeichnet. Die Notausgänge sind versperrt. Die Aufteilung der Welt und die Abschöpfung des Rahms bleiben den „Globalplayern“ vorbehalten. Auch das ist nichts Neues und soll uns hier nicht weiter den Tag vermiesen. Zu diesem Thema gibt es viele ergiebige Fundstellen. Wir arbeiten unverdrossen an Alternativen.

    Uns interessieren mehr die Hebel, an denen wir selbst ansetzen können. Denn was von Menschenhand gemacht wurde, ist selten alternativlos. Das gilt auch für die Verteilung der Reichtümer dieser Erde. Dabei bedeutet Reichtum nicht vorrangig oder ausschließlich die Anhäufung von Geld. Es gibt weder ein Naturgesetz noch ein parlamentarisch verabschiedetes Regelwerk, das die Einkommensverhältnisse des Einzelnen so festschreibt,  wie er sie im Augenblick gerade vorfindet.  An diesem Punkt setzen ja auch die vielen Erfolgslehren und Erfolgsversprechen ein. Hier beginnen auch die vielen  Kletterversuche auf der Karriereleiter.

Problem-Figur-Fragezeichen   Trotzdem erscheinen die bestehenden Verhältnisse wie in Beton gegossen.  Sie haben es in diesem Programm immer wieder  gehört. Wesentliche Punkte, warum es nicht vorangeht und immer wieder viel Stress gibt, sind unzureichende Bildung, Ausbildung, Information und Kommunikation, vor allem auch in Geldangelegenheiten. Dieses Dilemma hat letztlich auch den Fußballmanager heimgesucht. Das ist aber jetzt nicht unser Thema, sondern erst einmal sein eigenes Problem.

    Wir können uns heute immer schwerer gegen unerwünschte Informationen und Desinformationen wehren. Dabei verbirgt sich die höchste Gefahrenstufe in den vielen unsichtbaren Giftpfeilen. Damit nähern wir uns dem Kernthema und dem geplatzten Kragen.

    Da hat jemand gegen ein Gesetz verstoßen. Dafür ist er, wie in solchen Fällen üblich, bestraft worden. Der Straftäter ist prominent und steht im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Das schlägt höhere Wellen als beim Nachbarn nebenan. Straftaten dieser Art haben in der Gesellschaft lange Zeit eine mildere Beurteilung erfahren als andere Straftaten. Sicherlich auch deswegen sind solche Straftaten massenweise begangen worden. Das geschieht bis zum heutigen Tag.   

Mafioso-FotoliaDas strafbare Verhalten wurde und wird durch unterschiedliche die Gesetzgebung und Gepflogenheiten in anderen souveränen Staaten gefördert und auch durch viele  Experten unterstützt. Dazu gehören auch angesehene Geldhäuser. Das Thema scheint insgesamt hochkomplex. Deswegen wird auch ständig darüber diskutiert. Trotzdem ist eine Vereinfachung nicht in Sicht. Beginnt sich einmal etwas zu bewegen, gibt es was auf die Finger. Die mächtigen Geldbesitzer drohen mit Abwanderung samt ihren Produktionsstätten in steuerfreundlichere klimatische Regionen.

   Insgesamt gab, gibt und gäbe es auch weiterhin viel Informations- und Diskussionsstoff. Was haben wir in den „Leitmedien“ in der Hauptsache vorgefunden? Die Antwort möge sich jeder selbst geben. Kommen wir stattdessen zu den Giftpfeilen und der Frage, was das alles mit unseren Einkommensverhältnissen zu tun hat.

   Eines erkennen wir deutlich. Die Medienschaffenden in den vorderen Linien rangieren nicht unbedingt an der untersten Grenze der nationalen Einkommensskala. Ihretwegen wurde nicht um den Mindestlohn gestritten. Die großen Zahlen sind allerdings auch nicht ihr Ding. Die Moderatoren und Moderatorinnen sind sichtbar erschlagen von den Millionen. So viele Millionen Steuern nicht bezahlt. Oh Gott, dahinter müssen doch riesige Einkommen stehen. Das scheint sie fertig zu machen. Gestern noch mit der Prominenz auf der VIP-Bank und heute vor dem Kadi. Schrecklich.

Blindheit-Fotolia   Sie rechnen das Einkommen gar nicht erst aus. 150 Millionen sollen mal auf einem Konto gefunden worden sein. Das ist durchgesickert. Das sprengt das Vorstellungsvermögen dieser Gehaltsklasse. So ein dickes Konto bei „Vontobel“. Was ist denn das? Da bleibt nur noch die Reizkombination hängen: Schweiz. Und dann noch ein Hit: 70.000 Seiten. Das ist natürlich gegenüber dem eigenen Kontoauszug aus dem Sparkassendrucker eine unfassbare Relation.

   Man sieht den armen Staatsanwalt zusammen mit dem Richter förmlich in der Papierflut versinken. Dabei zahlen heute in der Regel auch im privaten Idyll nur noch diejenigen erhöhte Kontoauszugsgebühren, die nicht wissen, dass es auch elektronisch papierlos geht. Auswertbar sind die Zahlen am heimischen Computer ohne einen einzigen Fetzen Papier.

  Darum ist auch der Saldo von noch so vielen Transaktionen  schnell ermittelt. Deswegen konnte das Gericht auch kurzen Prozess machen, während die Kommentatoren mit ihrem hausbackenen Hintergrund offensichtlich ohne nennenswerte Recherche gemeldet haben, dass sich der Prozess zwangsläufig verzögern müsse.

Einspruch-Stempel-Fotolia    Letztlich riskiert unser prominenter Steuerschuldner auch den Makel der Unglaubwürdigkeit, wenn er einwendet, die Bank habe die Zahlen nicht rechtzeitig bereitgestellt oder er habe die Übersicht verloren. In Wirklichkeit, hat er den Computer nicht wohl richtig bedient oder bedienen wollen. Wer mit seinem Konto eigenhändig Transaktionen durchführen kann, die zu Daten im Umfang von 70.000 Blatt Papier führen, hat auch locker die Möglichkeit die Ergebnisse seines Tuns im Blick zu halten. Sonst bräuchte er die Geschäfte überhaupt  nicht zu machen.

   Im großen Weltgetriebe sind das trotzdem alles kleine Zahlen. Wenn da bei den Prozessbeobachtern schon die Lichter ausgehen, wie sieht es dann erst aus, wenn es sich ums ganz große Geld handelt? Wo bleibt die Empörungslitanei bei den wirklich großen Steuervermeidern. Mehr als gelegentliche Pflichtübungen sind da bisher nicht zu erkennen.

„Ihre Milliardengewinne versteuern Weltkonzerne wie Apple und Google oft mit einem Steuersatz von weniger als zwei Prozent. Das gelingt ihnen, indem sie weltweit Schlupflöcher nutzen und kreativ miteinander kombinieren. Das ärgert die Regierungen, ist aber völlig legal.
(ARD, tagesschau.de, 29.12.2012)

Groben Schätzungen zufolge dürften sich die Verluste durch die Nichtversteuerung von Unter- nehmensgewinnen in Deutschland auf das 20fache dessen belaufen, was der Fiskus durch die private Steuerhinterziehung in Steueroasen verlieren.
(Blätter für deutsche und internationale Politik, Dezember 2013)

Zurück zum „Skandalfall“. Der Blackout schlägt im Informationsgewerbe voll zu, wenn es darum geht, was denn im gerichtlich verhandelten Fall zum Entstehen der Steuern und damit der Gewinne überhaupt geführt hat. Was für verruchte Taten haben denn den Missetäter konkret ins Gefängnis geführt?

   50.000 Transaktionen sollen den Gewinnen auf den Schweizer Konten zugrunde gelegen haben. Das sprengt nun wirklich jegliches  Vorstellungsvermögen der Berichterstatter und Berichterstatterinnen. Ungeheuerlich,  Fünfzigtausend! Das Bild vom wilden Zocker ist perfekt.  Zu einer anderen Einordung ist ein Sparbuchhirn nicht in der Lage. Das wollen wir offen und ehrlich zugestehen.

   Bei näherem Hinsehen ist das jedoch eine Zahl, die jedem Daytrader nur ein mildes Lächeln abnötigt. Daytrader sind Leute, die täglich an der Börse handeln, was es so zu handeln gibt und versuchen, davon zu leben. Sie kaufen und verkaufen, so wie es auch jeder Gemüsehändler macht.

   Wenn der Tag vorbei ist, freut sich der Trader über einen Gewinn oder ist von einem Verlust für den nächsten Tag besonders motiviert. Dabei kann sich der Handel im Stunden, sogar im Minutentakt abspielen. Leute, die sich so ihr Geld verdienen wollen, treffen Sie in der Nachbarwohnung, im Internetcafé oder auf dem Bahnhof mit „Hotspot“. Natürlich gibt es auch bei diesem Gewerbe Klassenunterschiede.

   Klar gilt der An- und Verkauf von Lebensmitteln als weitaus seriöser als der Handel mit Wertpapieren an der Börse. Gelegentliche Fälschungen und Panschereinen tun der Sache keinen Abbruch. Gammelfleisch und andere Verunreinigungen sind eben nicht zu vermeiden. Der „Spekulant“ ist und bleibt dem rechtschaffenen Kleinverdiener suspekt.

   Die 50.000 Transaktionen beziehen sich, wie man hört, auf einen Zeitraum von 10 Jahren. Rechnen wir mal:

in einem Jahr sind das 5.000
in einem Monat 417
in einer Woche 96
und an einem Tag 14 Transaktionen.

   Das funktioniert per Mausklick auf dem Computer oder auf dem Smartphone. Dabei können die Käufe und Verkäufe auch automatisch erfolgen. Festgelegt wird Kauf bei Preis X, Verkauf bei Preis Y. Den Rest machen die Computersysteme automatisch.

   Im Übrigen sind das trotzdem noch Steinzeitgeschwindigkeiten im modernen Börsenhandel. Der wird heute nahezu ausschließlich elektronisch abgewickelt. Hier lauern auch die echten Gefahren für Staat und Gesellschaft. Kleinste Systempannen können die gesamte Welt in Chaos stürzen.

   Aber auch wenn alles rund läuft, liegen die Geschicke der Menschen nicht selten in den Händen der „Hochfrequenzhändler“. Hier wird rund um die Uhr im Bereich von Millisekunden gehandelt.  Milliarden werden blitzschnell über den Globus verschoben. In diesen kritischen Bereichen des weltweiten Geldbusiness wagt sich der investigative Journalismus nicht so weit vor, so als stünde darauf die Todesstrafe.

   Stellen wir den Transaktionen des Fußballers noch einmal die Ergebnisse gegenüber.  Die müssen wir uns selbst errechnen, weil die Informationsindustrie immer nur auf den nicht beglichenen Steuern herumreitet. Betreiben wir etwas Gehirnjogging. Uns geht es dabei eher um das Grundsätzliche. Deshalb machen wir ein paar Annahmen, damit wir uns nicht im Gestrüpp von Einzelheiten verlieren.

Erste Annahme: wir legen für die 27 Millionen, die nach 3,5 und 18,5 Millionen, die plötzlich im Raum standen, einen Zeitraum von 10 Jahren zugrunde.
Zweite Annahme: wir legen einen Steuersatz von 25% für die Kapitalerträge fest,
obwohl wir wissen, dass diese  fünfundzwanzigprozentige Abschlagsteuer erst zum Jahr 2009 eingeführt worden ist und vorher andere Regel gegolten haben.

Den 27.000.000 Euro Steuern liegt demnach ein Einkommen von 108.000.000 Euro (108 Millionen) zugrunde.
Auf 10 Jahre verteilt sind das 10.800.000 Euro (10,8 Millionen) pro Jahr.
Das sind 900.000 Euro (900 Tausend) je Monat.
Im Durchschnitt hat jede Transaktion an der Börse also 2.160 Euro eingebracht.

   Schauen wir später im zweiten Teil, ob das nicht auch einfacher gegangen wäre.
Sie werden staunen

Halten wir zunächst aber fest, was wir gelernt haben:

Halte Dich an bestehende Gesetze. Wenn Du Dich nicht daran hältst, wirst Du bestraft. Wenn Dir Gesetze nicht gefallen, musst Du sie ändern (lassen) oder dorthin umziehen, wo es Gesetze gibt, die Dir besser gefallen.

Notieren wir auch, was man uns so ganz nebenbei noch beigebracht hat:

Sei bescheiden und begnüge Dich mit Deinem jetzigen Einkommen, dann bist Du in guter Gesellschaft und kommst nicht ins Gefängnis. Geld verdirbt den Charakter. Viel Geld ist unanständig. Lasse die Finger von der Börse. Das Sparbuch tut es auch. Steuern sind eine gute Sache, zahle lieber zu viel als zu wenig. Dann bist Du ein guter Mensch und kannst ruhig schlafen. Konten im Ausland sind verwerflich.

   Was wir nicht gelernt haben, fehlt allerdings auch noch. Fertigen wir eine kurze Notiz darüber an, was die Nachrichtenbranche entweder nicht so sehr interessant findet oder womit sie sich überfordert fühlt. Deshalb hier noch ein kurzer

Quellenhinweis

Wer oder was ist „Vontobel“?

Hier die Selbstauskunft:

Leistung schafft Vertrauen

Vontobel hat das Ziel, die uns anvertrauten Kundenvermögen langfristig zu schützen und zu vermehren. Spezialisiert auf das aktive Vermögens- management und massgeschneiderte Anlage- lösungen beraten wir verantwortungsvoll und vorausschauend. Dabei sind wir der Schweizer Qualität und Leistungsstärke verpflichtet. Unsere Eigentümerfamilie steht mit ihrem Namen seit Generationen dafür ein.“

Quelle: https://www.vontobel.com/DE/DE/Home

Auszug aus dem Angebot (Stand 17.03.2014):

Anzahl der „Anlageprodukte„: 34. 014

Anzahl der „Hebelprodukte„:   60. 897

Anlageprodukte

Soweit die Selbstauskunft und der erste Einblick in den „Produktkatalog“

Lassen Sie sich von den „Produkten“ nicht erschlagen. Wir kommen noch darauf zurück.

   Die Sender und Verlage haben es bisher versäumt sich für die Rundfunk- und Fernsehgebühren oder für treue Leserschaft erkenntlich zu zeigen. Zu den gerichtlich untersuchten Geldgeschäften hätte man sich eine kleine Serie vorstellen können, etwa unter dem Titel

„Was Ihre Bank so alles treibt, während sie
immer mehr Automaten
in den Geschäftsräumen aufstellt“
.

Vorschläge für weitere Arbeitstitel:

 „Wie Schweizer Bankhäuser
internationale Erfolgsmanager
in die Steuerehrlichkeit begleiten.“

„Wie die maßgeschneiderten Anlagelösungen
einer
Schweizer:Bank deutsche Kunden
auf dem sicheren Weg in den Knast bringt.“

   Wir haben aber Verständnis, dass das nicht so einfach ist, nicht nur vom inhaltlichen komplexen Verständnis her. Es ist auch zu bedenken, dass Banken zahlungskräftige Anzeigen- und Werbekunden sind. Die ARD hat es zumindest kurz versucht*, sich aber mit dem Hinweis auf das Bankgeheimnis schnell abspeisen lassen. Da wäre doch bestimmt noch eine Betriebsbesichtigung mit Verkostung der „Produkte“ drin gewesen.
* (Update 05.01.2016: Die urprünglich verlinkte Seite stellt die ARD nicht mehr zur Verfügung. Eine Hoeneß-Chronologie gibt es aber noch.)

   Keine Sorge, unser Programm wird in die Bresche springen. Im vierten Modul werden wir mehr Klarheit schaffen und vermitteln, wozu ein Teil der „Produkte“ auch für die eigenen Zwecke sinnvoll genutzt werden kann. Denn es ist ja keineswegs so, dass solche Produkte nur in der Schweiz und exklusiv für Steuerflüchtlinge aufgelegt werden. Die Alpenrepublik ist da eher in der Minderheit. Festhalten dürfen wir aber, dass  dem ehrwürdigen Schweizer Geldhaus die tiefdunkle Farbe der Fußballermoneten bekannt war.

   In die Schweiz müssen Sie ohnehin nicht reisen, wenn Sie nicht gerade ans Matterhorn, sondern sich lediglich Vontobel-Papiere ins Depot holen wollen. Die bekommen Sie auch bei Ihrer Sparkasse um die Ecke. Um am Börsengeschehen teilzunehmen, muss überhaupt niemand mehr das Haus verlassen. Sie entscheiden sich für einen Online-Broker und können dann schalten und walten wie Sie wollen. Nahezu alle Vontobel-Papiere können Sie zum Beispiel bei der Commerzbanktochter „comdirect“ beziehen. Dort können Sie neben den Schweizer Papieren in einer Fülle von weit über einer Million „Produkten“ wühlen.


Klicklicht-geht-aufTipp:

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Millionen in Millisekunden

Wie Google den deutschen Fiskus austrickst

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Sonderinformation Teil 2 – Abwege II –  Achtung Zocker
Teure Experten, magere Ergebnisse

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Schweinestall

IMMER WIEDER MITTWOCHS
12.03.2014


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Willkommen im Schweinestall

   Jeder richtet sich ein, so gut er kann. Und immer kommt wieder jemand daher und bezeichnet das gemütliche Heim als Saustall. Das mag durch das Recht auf freie Meinungsäußerung  gedeckt sein, ist aber höchst ungerecht. Das empfinden jedenfalls die Heimbewohner, wenn sie auch noch als dumme Schweine bezeichnet werden. Leider lässt sich diese Wortwahl nicht ausmerzen. Dabei ist ein Schwein überhaupt nicht dumm. Schweine gehören zu den intelligentesten Tieren. Aber auch die intelligentesten Lebewesen haben Feinde. Der Erbfeind der Schweine ist der Wurstfabrikant. Jedes Schwein, das ihm zu nahe kommt, wird grausam verstümmelt und in unkenntlicher Form an Lebensmittelsupermärkte verscherbelt.

Fussball-c-stockphoto-graf-Fotolia_38122315   So wird der Wurstfabrikant auf dem Rücken der armen Schweine immer reicher. Er wird dadurch aber nicht automatisch  intelligenter. Man wird noch nach Generationen von dem Wurstfabrikanten erzählen, der auch noch Chef eines Fußballvereins werden musste. Dazu kam es, weil ihm als hochgelobter Kicker das Knie noch vor dem Pensionsalter zerbröselt worden ist. Was sollte er machen? Also hat er beim Verein den Chefsessel übernommen. So hatte er dann Wurstfabrik und Fußballklub am Hals. Das ist auf die Dauer wohl etwas zuviel geworden. Selbst bemerkt hat er das wohl nicht. Schließlich ist aus beiden Quellen viel Geld gesprudelt.

  Da könnte es sich verhängnisvoll ausgewirkt haben, dass er die vielen intelligenten Schweine für seine Würste hat niedermachen lassen. Denn wenn er bei denen mehr abgeschaut hätte, wäre ihm vielleicht einiges erspart geblieben. Schließlich ist "Schweinchen Schlau" durch Walt Disney bereits im Jahr 1933 zu Oscar Ehren gekommen.  Er scheint generell auf gute Berater verzichtet zu haben. Das ist ein extrem tragischer Fall, weil er ja extra einmal nach Amerika gereist ist, um bei den Amerikanern abzugucken, wie man neben der eigentlichen Kickerei noch mehr herausholen könnte aus der Rennerei hinter dem Ball. Seit dieser Zeit können die Fußballfans in Shops allen möglichen Kram kaufen und aus Clubtassen Kaffe trinken. So lässt sich der Leerlauf bis zum nächsten Kick besser überbrücken.

   Die Reise über den Atlantik und die Aufenthalte in den Fußballmetropolen dieser Welt konnten aber ganz offensichtlich den heimischen Tunnelblick nicht erweitern. Wozu Steuern zahlen und wie viel? Normalerweise wird an der Wursttheke gefragt: "darfs ein bisschen mehr sein?" In der Geldwirtschaft wird das Gegenteil angestrebt. Weniger Steuern für höhere Einkommen ist hier das Prinzip. Dafür gibt es überall viel Verständnis. Optimal sind natürlich gar keine Steuern. Jetzt rächt sich allerdings das Niedermetzeln der klugen Schweinchen erneut. Das gestresste Steuersparhirn muss mutterseelenallein auf kleiner Flamme  einen bescheidenen Schnellimbiss zusammenköcheln. Nach alter Väter Sitte heißt das Fertiggericht: ab in die Alpen mit dem schwarzen Kassenüberschuss.

   Der Geldadel ist ganz offensichtlich ein Fall für das Gesundheitswesen. Am Rande der Blindheit und gefährlicher Nähe zur Gehörlosigkeit haben sich die Geldboten auch dann noch zur Schweizer Festung aufgemacht, als dort die Felsen längst zu bröckeln begannen und die Finanzminister immer mehr Breitseiten in das Geldschutzgebiet ballerten. Für das Lesen und Anhören der Botschaften war im harten Alltagsgeschäft keine Zeit vorgesehen. Für die Erkundung zumindest neuer Lagerflächen oder gar für strategische Umorientierung blieben die Schaltkreise im Gehirn völlig unempfindlich. Vielleicht war aus alter Gewohnheit der unerschütterlich Glaube einfach zu übermächtig, dass es die umsichtigen politischen Freunde für das Klientel der verdienten "Leistungsträger" schon richten werden,

   Es hätte ja auch fast geklappt, wäre da nicht die störrische Opposition im Wege gestanden. Die hat schließlich in letzter Minute das Gentlemen-Agreement  mit der Schweiz verhindert. Für den Wurst- und Fußballunternehmer wäre sonst alles in Butter gewesen. Schlecht gelaufen. Gut gelaufen ist es für die Talk- und Medienkarawane. Von prominenten Steuerbösewichten über Skandalabgeordnete und zurück: ein perfektes Recycling. Zwischen den Empörungswellen müssen wir aber wie immer unsere Erkenntnisse selbst erarbeiten. Ob der Wurstmann und verdiente Fußballer ins Gefängnis soll oder muss, diese Frage hat doch eher weniger Bedeutung für unseren eigenen Alltag. Ausdrücklich wünschen kann man "Freiheitsentzug" eigentlich niemandem. Das ist aber eine andere Diskussion.

   Vielleicht müssen wir dem erwischten Angeklagten sogar dankbar sein. Dass er vor den Schranken des Gericht gelandet ist, bringt unsere grauen Zellen etwas in Bewegung. Wir haben im Zusammenhang mit der Steuergesetzgebung eine neue Steigerungsform kennengelernt:

3,5 Millionen – 18,5 Millionen – 27 Millionen, locker am klammen Staat vorbei.

   Das wirft Fragen auf allen Ebenen auf, deren Recherche uns die Medien schuldig bleiben.

Frage eins: wie ist es möglich, Steuern in Millionenhöhe am Finanzamt vorbeizuschaffen.

Frage zwei: wie kann es sein, dass die Ankläger so gewaltig im Dunkeln tappen?

Frage drei: ein Mensch hat selbst gemeint, sich die Zahlung von 18,5 Millionen Euro Steuer ersparen zu  dürfen, die in Wirklichkeit 27 Millionen sind. Wie ist es möglich, dass dieser Mensch ein Unternehmen mit internationaler Größenordnung führt und als Wohltäter und moralische Instanz auf den VIP-Listen der Republik geführt wird?

Frage vier: wie kommt es dazu, das dieser Mensch von allen Aufsichtsratsmitgliedern des Unternehmens (darunter Vorstände mehrerer DAX-Unternehmen), trotz der Eingeständnisse des Betroffenen, als alternativlose Führungspersönlichkeit in seiner Position bestätigt wird?

     Antworten zu diesen Fragen hat bisher auch der "investigative Journalismus" für sich behalten. Davon unabhängig richten sich unsere Suchscheinwerfer auf einen Sachverhalt, der in der medialen Öffentlichkeit ebenfalls ausgeblendet bleibt. Dieser blinde Fleck offenbart sich nicht nur im aktuellen Fall. Der abstoßende, Unwohlsein auslösende  Begriff "Steuerhinterziehung" wird unter die Leute getrommelt. Igitt, wer macht denn so was.

   Offensichtlich machen das sehr sehr Viele. In der Fernsehsendung "Hart aber fair" am 10.03.2014 wurde die Zahl 400.000.000.000 Euro ( 400 Milliarden) eingeblendet. Soviel deutsches Schwarzgeld soll sich in der Welt befinden. Was kaum kommentiert wird, ist die Tatsache, das ohne dazugehöriges  Einkommen, keine Steuerschuld entstehen kann. Verheben wir uns nicht gleich an den Einkommen zu den 400 Milliarden. Bleiben wir bei den Enthüllungen vor dem Landgericht.

  Betreiben wir etwas Gehirnjogging. Uns geht es eher um das Grundsätzliche. Deshalb machen wir ein paar Annahmen, damit wir uns nicht im Gestrüpp von Einzelheiten verlieren. Erste Annahme: wir legen für die 27 Millionen einen Zeitraum von 10 Jahren zugrunde. Zweite Annahme: wir legen einen Steuersatz von 25% für die Kapitalerträge fest, obwohl wir wissen, das diese fünfundzwanzigprozentige Abschlagsteuer erst zum Jahr 2009 eingeführt worden ist und vorher andere Regel gegolten haben.

 27.000.000 Euro Steuern liegt demnach ein Einkommen von 108.000.000 Euro (108 Millionen) zugrunde.
Auf 10 Jahre verteilt sind das 10.800.000 Euro (10,8 Millionen) pro Jahr.
Das sind 900.000 Euro (900 Tausend) je Monat.
Von diesem monatlichen Einkommen sind 225.000 Euro Steuern fällig.
Bleiben 675.000 Euro pro Monat Zusatzeinkommen zu den Einkünften aus der Wurstfabrik und dem Fußballclub.

  Nun vergleichen Sie einmal dieses Nebeneinkommen mit Ihrem Haupteinkommen. Ist das nicht eine gute Nachricht? Natürlich! Da ist doch Luft nach oben, oder?

   Letzte Frage: Würden Sie für die 900.000 Euro monatlich Steuern zahlen oder lieber einen Pendelverkehr über die deutsche Grenze einrichten und die 225.000 Euro auch noch behalten?

Übrigens:

  Die 400 Milliarden deutsches Schwarzgeld entsprechen einem ganzen Bundesjahreshaushalt plus 4 Monate, oder 37.000 Wurst und Fußball (Neben)Jahreseinkünften.


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Totalschaden

IMMER WIEDER MITTWOCHS
12.02.2014

Totalschaden

   Mensch fasst sich an den KopfGelegentlich fasst sich der Mensch an den Kopf. Nur nutzt ihm das nicht immer etwas. Außerdem gelangt nicht jede Hand dorthin. Nicht selten ist an diesem Ort die Welt mit Brettern vernagelt. Wer anklopft, dem wird nicht immer aufgetan. Über den Häuptern der Nation öffnen sich auch immer wieder die Schleusen und es gibt kein Entrinnen vor dem medialen Wolkenbruch. Unter dem weiten Mantel der heiligen Informationspflicht stürzt sich das Gewerbe auf jedes Sonderangebot.

   Die steuerlichen Belange von Staat und Gesellschaft sind immer wieder solch ein Glücksfall für die Redaktionen, praktisch die Tütensuppen der Branche. Wasser drauf umrühren und die Mahlzeit ist fertig.  Der perfekte Schnellimbiss für gestresste Köpfe. Keine Sorge, wir wärmen das Thema jetzt nicht wieder auf. Unser Tisch wurde bereits reichlich gedeckt. Kein Blatt hat sich die Chance zum Füllen seiner Seiten entgehen lassen. Erst recht die Sender haben kräftig zugelangt.

   Montag „Hart aber fair“, Donnerstag bei „Maybrit Illner“ und am heiligen Sonntag tritt „Günther Jauch“ noch einmal kräftig nach. Dazwischen online, offline immer die gleiche Parole. Igitt, so etwas tut man nicht, wie kann man nur? Der Inhaber einer Drogeriekette und ehemalige Arbeitgeber einer Bundespräsidentengattin wird zu solchen Events gern eingeladen, weil er fröhlich in die Kamera blickt und über das Mikrophon verkündet, wie gern er doch Steuern zahlt. Hut ab. Da freut sich auf dem Stuhl neben ihm der Finanzminister natürlich sehr. Ein klarer Fall für das Bundesverdienstkreuz.

   Wenn selbst der ADAC schon Totalschaden erleidet, kann das denkende Bürgerhirn gleich mit entsorgt werden, alles in einem Aufwasch. Das könnte das aktuelle Kalkül sein. Plötzlich werden längst totgeglaubte Wahnsinnsirrtümer wieder aufs Brot geschmiert:  ach der Herr Staatssekretär, ein so gebildeter, freundlicher, sachverständiger, erfolgreicher und verdienter Kulturmanager … wie kann man sich denn so täuschen? Sein Chef hat das nüchterner gesehen und sich die Winterferien nicht vermasseln lassen. Steuern sind Steuern und Kultur ist Kultur. Hauptsache im Job flutscht es. Alles andere ist sein Bier. Im Roten Rathaus am Alexanderplatz gibt es offensichtlich Schlimmeres als eine falsche Steuererklärung.

   Wenn jeder freundliche Familienvater immer und überall freundlich wäre, bräuchten wir keine Frauenhäuser. Würden alle, ob einfache Nachbarn oder bekannte Stars ausschließlich nach den zehn Gebote leben, könnten wir uns die Gefängnisse und viel Papier für die vielen Stories sparen. Der Volksmund weiß längst, dass wir keine Engel sind und die Gelegenheit Diebe macht. Lassen wir aber durch Volksweisheiten jetzt nicht von den Kernproblemen ablenken. Kehren wir zurück zu den medialen Irrtümern.

   Wo dort der Schuh drückt findet jeder am besten für sich selbst heraus. Journalistische Recherche kann durchaus eine Hilfe sein. Sie führt aber auch Immer wieder in die Irre. Steuerflüchtlinge werden gejagt und die tatsächlichen Dramen bleiben auf der Strecke. Letzteres geschieht bevorzugt dann, wenn auf Auflage und Quote geschielt wird. Da gerät schnell aus dem Blick, worauf es tatsächlich ankommt oder besser gesagt ankäme, wenn das beschworene Informationsideal zum Wohle der Menschheit tatsächlich immer im Vordergrund stünde.

   Immer wieder im Leben lohnt sich die Frage, wem was nützt. Besonders gut scheinen wir mit der Einschätzung beraten, dass das, was wir vorfinden wenn der Mensch seine Hand im Spiel hat, auch tatsächlich so gewollt ist. Wer sich auf diesen Erkenntnispfad begibt, wird einige Überraschungen erleben und dann eines Tages überhaupt nicht mehr überrascht sein.

  Zum Einstieg und der Hintergrundausleuchtung stehen hier gleich zwei Aufhänger zur Verfügung. Der eine führt locker zu einem hausgemachten Grundproblem des menschlichen Zusammenlebens (1). Der andere ist geeignet, uns  auf tragische Weise vor Augen zu führen, was schon zum Ausdruck gebracht worden ist: von Menschenhand gemacht und so gewollt. Vor diesen Abgründen wird jeder Steuerflüchtling zum kleinen Licht (2).

(1) Gefährlicher als die Mafia
(folgen Sie dem Link)

(2) Das Imperium der Schande

An diesem zweiten Text ist auch das Datum bemerkenswert. Er ist geschrieben worden als Vorwort zu einem weltweiten Bestseller im Jahre 2008. Das „Imperium der Schande“ ist allerdings schon seit 2005 auf dem Markt. Der damalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung und auch heute noch unermüdliche Schweizer Soziologe Jean Ziegler ist bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. In seiner Heimat hat er sich bereits Anfang der neunziger Jahre vor allem mit einem weiteren Bestseller „Die Schweiz wäscht weißer“ extrem unbeliebt gemacht.

   Sogar seine Immunität als Schweizer Nationalrat wurde damals aufgehoben. Die straf- und zivilrechtlichen Auseinandersetzungen mit ihm und seiner pointiert formulierenden Zunge füllen inzwischen Bände. Seit September 2013 ist der engagierte Globalisierungskritiker dennoch mit überragender Mehrheit wieder als Mitglied des UN-Menschenrechtsausschusses eingesetzt worden, gegen den erbitterten Widerstand seiner Gegner. Er lehrte Soziologie in Genf und an der Sorbonne in Paris.

Was hat das alles mit Ihrem Geld zu tun? Sehr viel, warten Sie’s ab.

Im Anschluss an den Text finden Sie ein Video unter anderen mit Jean Ziegler aus dem legendären ZDF-Nachstudio. Das sollten Sie nicht versäumen.


Vorwort zur Taschenbuchausgabe

Originalzitat – GOLDMANN (Aktualisierte Ausgabe)

„Es war eine stockfinstere, mondlose Nacht. Der Wind fegte mit mehr als hundert Stundenkilometern über das Meer. Er peitschte zehn Meter hohe Wellen hoch, die mit einem schrecklichen Tosen auf das leichte Boot herabstürzten. Es war vor zehn Tagen von einer kleinen Bucht an der mauretanischen Küste aufgebrochen, an Bord 101 afrikanische Flüchtlinge.

Wie durch ein Wunder warf der Sturm das Boot gegen ein Riff  am Strand von El Médano, einer kleinen Insel im Archipel der Kanarischen Inseln.

Im Boot fand die spanische Guardia Civil unter den verstörten Überlebenden die Leichen von einer Frau und drei Jugendlichen, die an Hunger und Durst gestorben waren.

In derselben Nacht strandete ein paar Kilometer entfernt auf dem Strand von El Hierro ein alter Kahn: an Bord sechzig Männer, 17 Kinder und sieben Frauen. Sie wankten wie Gespenster am Rand der Agonie und brachen auf dem Sand zusammen.1

Zur selben Zeit spielte sich, diesmal im Mittelmeer, ein anderes Drama ab: 150 Kilometer südlich von Malta entdeckte ein Beobachtungsflugzeug der Organisation Frontex2 ein mit 53 Personen stark überladenes Schlauchboot, das – wahrscheinlich aufgrund einer Motorpanne – auf den Wellen dahintrieb. Die Kameras des Flugzeugs konnten an Bord Frauen und Kleinkinder ausmachen. Der Pilot informierte sofort die maltesischen Behörden.

Diese weigerten sich einzugreifen unter dem Vorwand, dass sich die Flüchtlinge in einer »libyschen Such- und Rettungszone« befanden. Laura Boldini, die Vertreterin des Hochkommissariats für Flüchtlinge der Vereinten Nationen in La Valette, intervenierte und bat die Malteser, ein Schiff  zur Rettung der in Seenot geratenen Menschen auszusenden. Ihr Argument: »Es ist schon vorgekommen, dass Boote bis zu zwanzig Tage im Mittelmeer dahintreiben.«3

Es war nichts zu machen.

Europa rührte keinen Finger.

Man verlor jede Spur von den Flüchtlingen.

Eine Woche davor war ein Boot, das die Kanarischen Inseln zu erreichen versuchte, mit ungefähr hundert afrikanischen Hungerflüchtlingen an Bord auf der Höhe von Senegal im Meer gesunken. Es hatte zwei Überlebende gegeben.4

Am 28. September 2005 hatten spanische Soldaten aus allernächster Nähe fünf junge Afrikaner hingerichtet, die den stromgeladenen und stacheldrahtgekrönten Gitterzaun hochzuklettern versuchten, der die spanische Enklave Ceuta in Marokko umgibt. Acht Tage darauf waren sechs weitere junge Schwarze unter ähnlichen Umständen erschossen worden.5

Tausende Afrikaner, darunter Frauen und Kinder, sammeln sich vor den Gitterzäunen der beiden spanischen »Präsides« von Ceuta und Melilla im trockenen Rif-Gebirge. In regelmäßigen Abständen verwüsten die marokkanischen Soldaten die Flüchtlingslager in den Hügeln über den Enklaven. Sie konfiszieren die dürftige Habe der Afrikaner, brennen die Hütten und Plastikunterstände nieder und prügeln die Hilflosen, zuweilen sogar zu Tode. Die Überlebenden werden in die Sahara zurückgetrieben.

Ohne Wasser und ohne Vorräte.

Hunderte, vielleicht Tausende von ihnen gehen auf den Felsen oder auf dem Wüstensand zugrunde.6

Tag für Tag, Jahr für Jahr wird über Flüchtlingstragödien berichtet, eine Nachricht jagt die andere. Doch noch immer wütet das Meer unter den verzweifelten Menschen.

2007 war ein besonders schlimmes Jahr. Den Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge zufolge versuchten im Jahr 2007 über 22000 Hungerflüchtlinge aus Somalia, Eritrea und Äthiopien die Meerenge zwischen dem Horn von Afrika und dem Jemen zu überqueren, um später nach Europa zu gelangen. Zwischen der Küste vor Mogadischu und der Bucht von Aden dauert die Überfahrt auf morschen Kähnen zwei Tage und zwei Nächte. Wie viele Menschen starben im Roten Meer – in den Fluten ertrunken, von Haien gefressen, verdurstet auf den überladenen Kähnen? Mehrere tausend Opfer hat es der UNO zufolge im Jahr 2007 allein in der Meerenge von Aden gegeben.

Auch für die über 2000 km lange Passage zwischen der Landzunge von Saint-Louis im Nordsenegal und der kanarischen Inselgruppe sind die Opferzahlen steigend. Im Jahr 2007 ist nach Schätzung der UNO auf der Nordatlantikroute jeder sechste Flüchtling umgekommen.

11. Dezember 2007: Vor Dakhla (Westsahara) kentert ein mit fünfzig Menschen überladener Kahn. Keiner von ihnen überlebt. Zwei Tage später meldet die senegalesische Marine-Polizei die Havarie eines winzigen Fischerbootes mit 130 Illegalen an Bord. 42 von ihnen ertrinken im sturmgepeitschten Atlantik, in Sichtweite des senegalesischen Rettungsschiff es.

Wie viele von Elend, Hunger und Verzweiflung geplagte Afrikaner verlassen alljährlich ihr Land, um unter Lebensgefahr den Versuch zu unternehmen, nach Europa zu gelangen?

Laut der spanischen Regierung sind 47 685 illegale afrikanische Migranten im Jahr 2006 an den spanischen Küsten gelandet. Dazu muss man die 23 151 illegalen Migranten hinzurechnen, die von Libyen oder von Tunesien aus auf italienischen Inseln oder auf Malta gelandet sind. Andere versuchen, über Ägypten, die Türkei und Griechenland die italienische Adriaküste zu erreichen.

Markku Niskala, der Generalsekretär der internationalen Föderation der Gesellschaften des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds, sagt: »Diese Krise wird völlig verschwiegen. Diesen Personen in äußerster Bedrängnis kommt nicht nur niemand zu Hilfe, ja es gibt nicht einmal eine Organisation, die wenigstens Statistiken aufstellen würde, die diese alltägliche Tragödie widerspiegeln.«7

Die Flucht der afrikanischen Hungerflüchtlinge über das Meer wird durch einen besonderen Umstand begünstigt: die rasch voranschreitende Zerstörung der Fischergemeinden an den Atlantik- und Mittelmeerküsten des Kontinents. Diese Zerstörung kommt daher, dass die meist hoch verschuldeten afrikanischen Staaten die Fischereirechte an ausländische Unternehmen verkaufen. Die riesigen Fang- und Verarbeitungsschiff e aus Japan, Kanada, Portugal, Frankreich, Dänemark usw. verwüsten die Hoheitsgewässer. Die ruinierten, in auswegloses Elend gestürzten und machtlosen Fischer verkaufen ihre Boote billig an verbrecherische Menschenhändler oder versuchen sich selbst als Schlepper. Diese Boote, die für die Küstenfischerei in den Hoheitsgewässern gebaut sind, sind nicht hochseetauglich.

Knapp unter einer Milliarde Menschen wohnen in Afrika. Zwischen 1972 und 2002 ist die Zahl der schwerst und dauerhaft unterernährten Afrikaner von 81 auf 203 Millionen angewachsen.

Warum? Es gibt mehrere Gründe für dieses Desaster. Der wichtigste Grund: die Landwirtschaftspolitik der Europäischen Union.

Die Industriestaaten der OECD haben ihren Landwirten und Viehzüchtern im Jahr 2007 mehr als 350 Milliarden Dollar an Subventionen für Produktion und Export ausbezahlt.

Insbesondere die Europäische Union praktiziert in Afrika das Agrar-Dumping. Das führt in erster Linie zur systematischen Zerstörung der afrikanischen Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln.

Nehmen wir als Beispiel »Sandaga«, den größten Markt für gängige Konsumgüter in Westafrika. Sandaga ist eine lärmende, bunte, duftende, wunderbare Welt mitten in Dakar.

Die Konsumenten können dort je nach Jahreszeit Gemüse und Obst aus Portugal, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland usw. kaufen – und zwar zu einem Drittel oder zur Hälfte des Preises der gleichwertigen einheimischen Produkte.

Einige Kilometer entfernt von hier arbeitet der afrikanische Bauer mit seiner Frau und seinen Kindern bis zu 15 Stunden pro Tag bei glühender Hitze – und hat nicht die geringste Aussicht, dafür ein anständiges Mindesteinkommen zu erhalten.

Von 52 afrikanischen Ländern sind 37 reine Agrarländer.

Wenige Menschen auf der Welt arbeiten so viel und unter so schwierigen Bedingungen wie die afrikanischen Bauern, seien es die Wolof im Senegal, die Bambara in Mali, die Mossi in Burkina Faso oder die Baschi in der kongolesischen Region Kivu.

Die Politik des landwirtschaftlichen Dumpings, die von Europa praktiziert wird, zerstört ihr Leben und das ihrer Kinder.

Der Zynismus der EU-Kommissare in Brüssel ist bodenlos. Sie fabrizieren den Hunger in Afrika und organisieren auf den Meeren die Jagd nach den Hungerflüchtlingen. Sie haben eine halb geheime militärische Organisation auf die Beine gestellt, die den Namen Frontex trägt. Diese Institution ist für die »Verteidigung der Außengrenzen Europas« zuständig. Sie verfügt über schnelle und bewaffnete hochseetaugliche Abfangschiff e, über Kampfhubschrauber, eine Flotte von Überwachungsflugzeugen, die mit hochempfindlichen Nachtsichtkameras ausgestattet sind, über Radaranlagen, Satelliten sowie über hochentwickelte Mittel zur elektronischen Fernüberwachung.

Frontex unterhält auf afrikanischem Boden auch »Auffanglager«, in denen die Hungerflüchtlinge zusammengepfercht sind, die aus dem mittleren, dem westlichen und dem südlichen Afrika kommen, aus Tschad, aus der Demokratischen Republik Kongo, aus Burundi, Kamerun, Eritrea, Malawi, Simbabwe usw.

Oft sind diese Flüchtlinge schon sieben, acht Jahre lang durch den Kontinent unterwegs. Sie schlagen sich mühsam durch, überqueren Grenzen und versuchen, nach und nach näher an eine Küste heranzukommen. Dann werden sie von den Leuten der Frontex oder ihren örtlichen Helfershelfern abgefangen, die den Auftrag haben, sie daran zu hindern, die Häfen am Mittelmeer oder am Atlantik zu erreichen.

Angesichts der beträchtlichen Summen, die Frontex an die afrikanischen Regierungen ausschüttet, lehnen nur wenige die Errichtung solcher Lager ab.

Algerien kommt die Ehrenrettung zu. Präsident Abdelaziz Bouteflika sagt: »Wir lehnen diese Lager ab. Wir werden nie die

Kerkermeister unserer Brüder sein.«

Ich betone: Die Heuchelei der Kommissare in Brüssel ist abscheulich. Einerseits organisieren sie die Hungersnot in Afrika, auf der anderen Seite kriminalisieren sie die Hungerflüchtlinge.

Aminata Traoré fasst die Situation folgendermaßen zusammen: »Die finanziellen und technologischen Mittel, die das Europa der 27 gegen die afrikanischen Migrationsströme einsetzt, sind im Grunde die eines richtiggehenden Krieges zwischen dieser Weltmacht und wehrlosen jungen Afrikanern aus Stadt und Land, deren Recht auf Bildung, wirtschaftliche Information, Arbeit und Nahrung von ihren Herkunftsländern mit Füßen getreten werden. Diese Herkunftsländer sind den Strukturanpassungsprogrammen des Weltwährungsfonds unterworfen. Die Afrikaner sind die Opfer makroökonomischer Entscheidungen und Beschlüsse, für die sie in keiner Weise verantwortlich sind. Sie werden gejagt, gehetzt und gedemütigt, wenn sie versuchen, in der Emigration einen Ausweg zu finden. Die Toten, die Verletzten und Versehrten der blutigen Vorfälle in Ceuta und Melilla im Jahr 2005 wie auch die Tausende lebloser Körper, die allmonatlich an den Stränden Mauretaniens, der Kanarischen Inseln, Lampedusas oder sonst wo stranden, sie sind lauter Schiff brüchige der kriminalisierten Zwangsemigration.«8

Im Juni 2007 trat der Rat für Menschenrechte der Vereinten Nationen zu seiner vierten ordentlichen Tagung in Genf zusammen. Der Rat prüfte den Vorschlag, den Hungerflüchtlingen ein Recht auf befristete Nicht-Abschiebung zu gewähren. Es geht darum, genau zwischen Wirtschaftsflüchtlingen und Hungerflüchtlingen zu unterscheiden. Die Wirtschaftsflüchtlinge migrieren, um ihre Lebensumstände zu verbessern. Die Hungerflüchtlinge fliehen von Not getrieben.

Dieser Notstand ist im internationalen Recht und in den meisten nationalen Rechtssystemen ein wohlbekanntes Konzept.

Ein Beispiel: Der Fahrer eines Rettungswagens, der mit äußerster Geschwindigkeit fährt, um möglichst rasch bei einem Verwundeten einzutreffen, verletzt dabei eine oder mehrere Verkehrsregeln. Aber er handelt »im Notstand«. Seine Nichtbeachtung der Verkehrsregeln wird dadurch für null und nichtig erklärt.

Das Gleiche gilt für den Hungerflüchtling: Das Welternährungsprogramm definiert alle drei Monate die Regionen der Welt, in denen aufgrund von Naturkatastrophen (Dürre, Heuschrecken usw.) oder menschlichen Katastrophen kein Überleben möglich ist.

Der Notstand ist objektiv überprüfbar.

Um zu überleben, muss der Hungernde Grenzen überschreiten. Er tut es illegal. Die Illegalität wird durch den Notstand aufgehoben.

Vorläufig ermöglicht kein Instrument des internationalen Rechts, den Hungerflüchtling zu »entkriminalisieren«. Die Konvention der Vereinten Nationen für den Schutz von Flüchtlingen aus dem Jahr 1951 gewährt das Asylrecht nur den Personen, die aus rassischen, religiösen oder politischen Gründen verfolgt werden. Diese Kriterien sind nicht ausreichend.

Was das UNO-Abkommen für den internationalen Schutz der Migranten betriff t, dessen Anwendung der internationalen Arbeitsorganisation (und nicht dem Hochkommissar der UNO für Flüchtlinge) obliegt, so gestattet es keine ihrer Bestimmungen, die Hungerflüchtlinge zu entkriminalisieren.

Die einzige Instanz, die gesetzgeberisch handeln kann, ist der Rat für Menschenrechte der Vereinten Nationen, bestehend aus 47 Mitgliedsstaaten, die von der Generalversammlung in New York im Verhältnis zu den Kontinenten für eine (verlängerbare) Dauer von drei Jahren gewählt werden.

Es ist Montag, der 11. Juni 2007, im Genfer Völkerbund-Palast. Die Abendsonne wirft ihre letzten Strahlen auf den schneebedeckten Gipfel des Mont Blanc jenseits des Sees. Die Luft ist drückend und heiß, trotz der späten Stunde. Über dem See zieht ein Gewitter herauf. Im Westen, hinter dem Jura, versinkt die rote Sonne zwischen schwarzen Wolken.

Der Saal XXII ist überfüllt. Diplomaten, Journalisten, Vertreter der Nichtregierungsorganisationen und UNO-Bürokraten besetzen die Plätze. Auf der Tagesordnung des Menschenrechtsrates steht der Vorschlag zur Schaffung eines temporären Asylrechts für Hungerflüchtlinge. Im Namen der Europäischen Union lehnt die deutsche Diplomatin Anke Konrad den Vorschlag ab.9 Im Imperium der Schande, das von der organisierten Knappheit regiert wird, ist der Krieg nicht mehr vorübergehend, sondern permanent. Er ist nicht mehr eine Krise oder eine Pathologie, sondern der Normalfall. Er ist nicht mehr die »Verfinsterung der Vernunft« – wie Horkheimer/Adorno es in der Dialektik der Aufklärung analysierten –, sondern der eigentliche Daseinsgrund des Imperiums. Die Herren des Wirtschaftskrieges plündern systematisch den Planeten. Sie attackieren die normative Macht der Staaten, sie zerstören die Volkssouveränität, untergraben die Demokratie, verheeren die Natur und vernichten die Menschen und deren Freiheit. Die Naturalisierung der Ökonomie, die »unsichtbare Hand des Marktes« ist ihre Kosmogonie, die Profitmaximierung ihre Praxis.

Ich bezeichne diese Kosmogonie und diese Praxis als strukturelle Gewalt.

Die Verschuldung und der Hunger sind die zwei Massenvernichtungswaffen, die von den Herren der Welt eingesetzt werden, um die Völker, ihre Arbeitskraft, ihre Rohstoff e und ihre Träume zu versklaven.

Von den 192 Staaten des Planeten liegen 122 in der südlichen Hemisphäre. Ihre Auslandsschuld beläuft sich insgesamt auf mehr als 2100 Milliarden Dollar.

Die Außenschuld wirkt wie eine Würgschraube. Der Großteil der Devisen, die ein Land der Dritten Welt durch seine Exporte verdient, dient dazu, die Amortisationstranchen und die Zinsen der Schuld zu bezahlen.

Die Gläubigerbanken des Nordens handeln wie Vampire.

Das Schuldnerland wird ausgeblutet.

Die Schuld verhindert jede konsequente gesellschaftliche Investition in die Bewässerung, die Straßen-, Schul- und Gesundheitsinfrastruktur, und erst recht in einen Industriesektor, welchen auch immer.

Das tägliche Massaker des Hungers geht in eiskalter Normalität weiter. Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind unter zehn Jahren an Hunger. Alle vier Minuten erblindet jemand aufgrund von Vitamin A-Mangel.

Im Jahr 2007 waren 856 Millionen Menschen – jeder sechste auf unserem Planeten – schwer und dauerhaft unterernährt. Im Jahr 2005 waren es noch 842 Millionen.

Der World Food Report der FAO, der diese Zahlen angibt, versichert, dass die weltweite Landwirtschaft im derzeitigen Entwicklungsstand ihrer Produktivkräfte normalerweise (das heißt mit 2700 Kalorien pro Tag und pro Erwachsenem) 12 Milliarden Menschen ernähren könnte.

Wir sind heute 6,6 Milliarden Menschen auf dieser Erde.

Konklusion: Es gibt kein unabänderliches Schicksal. Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.

Die wirtschaftliche, soziale und politische Weltordnung, die vom Raubtierkapitalismus errichtet wurde, ist nicht nur mörderisch. Sie ist auch absurd.

Sie tötet, aber sie tötet ohne Notwendigkeit.

Sie muss radikal bekämpft werden.

Mein Buch will für diesen Kampf eine Waffe sein.

Wo ist Hoffnung?

In der Weigerung des Menschen, eine Welt zu akzeptieren, in der das Elend, die Verzweiflung, die Ausbeutung und der Hunger einer Vielzahl den relativen Wohlstand einer gewöhnlich weißen Minderheit gewährleistet.

Der moralische Imperativ lebt in jedem von uns.

Es geht darum, ihn zu wecken, den Widerstand zu mobilisieren und den Kampf zu organisieren.

Ich bin der andere, der andere ist ich. Die Unmenschlichkeit, die einem anderen angetan wird, zerstört die Menschlichkeit in mir.

Karl Marx: »Der Revolutionär muss imstande sein, das Gras wachsen zu hören.«

Vom 5. bis zum 7. Juni 2007 hat im Seebad Heiligendamm an der Ostsee das Treff en der Staats- und Regierungschefs der acht mächtigsten Staaten des Planeten stattgefunden.

 Ein riesiges Metallnetz in der Ostsee, eine Mauer, Stacheldraht über zwölf Kilometer, Kampfschwimmer, ein US-Kriegsschiff, schwarze Apache-Hubschrauber, 16 000 Polizisten, Elitetruppen und Scharfschützen auf allen Dächern in allen Nachbardörfern mussten die Staats- und Regierungschefs schützen.

5000 Journalisten aus der ganzen Welt, die in dem Nachbarort Kühlungsborn zusammengepfercht waren, berichteten über das Ereignis.

In Heiligendamm haben Wladimir Putin, Angela Merkel, George W. Bush und Nicolas Sarkozy und ihre Kollegen versucht, als die Herren der Welt aufzutreten.

Ein rührender Versuch, der ans Lächerliche grenzt, sind doch die meisten unter ihnen – selbst wenn sie demokratisch gewählt sind – nichts anderes als Söldner der real herrschenden Konzerne. Im Jahr 2007 haben die 500 mächtigsten transkontinentalen Privatgesellschaften mehr als 53% des Weltbruttosozialprodukts kontrolliert, das heißt aller Reichtümer (Kapital, Dienstleistungen, Waren, Patente usw.), die in einem Jahr auf dem Planeten geschaffen werden.

Afrika stand im Mittelpunkt der Debatten.

Die zwei wichtigsten Punkte der Tagesordnung betrafen zum einen die »Garantie für Privatinvestitionen« und zum andern die »Universalität des Patentschutzes«. Das Wort »Hunger« kam auf der Agenda von Heiligendamm nicht vor. 

Jenseits der Mauer erstreckten sich, so weit das Auge reichte, über das sandige Mecklenburger Land verstreut, die Zelte und die improvisierten Unterstände der Gegner des G8-Gipfels.

Wir waren mehr als 150 000 Menschen und vertraten soziale Bewegungen, Kirchen und Gewerkschaften aus 41 Ländern. Während des ganzen Gipfeltreffens wurden 120 Workshops, Podiumsdiskussionen und Mahnwachen veranstaltet. In ihnen ging es um die Auslandsschuld, die Hungerflüchtlinge, das Recht auf Trinkwasser, die Auslagerung von Unternehmen, die Lohndiskriminierung von Frauen, die Unabhängigkeit der Zentralbanken, die ungesunden Wohnbedingungen, die einseitige wirtschaftliche Abrüstung der Länder der Dritten Welt, den Terrorismus, die Welthandelsorganisation, die Zwangsprivatisierung öffentlicher Sektoren.


Victor Hugo: »Ihr wollt Beistand für die Armen
– ich will die Abschaffung des Elends.«

Ein neues kollektives Bewusstsein, eine mysteriöse Bruderschaft der Nacht, eine Vielzahl lokaler Widerstandsfronten (deren Koordination noch aussteht) sind im Entstehen begriff en.

Die planetarische Zivilgesellschaft ist das neue historische Subjekt.

Der Ausgang des Kampfes ist ungewiss.

Eine Gewissheit jedoch gibt es: Pablo Neruda erwähnt sie am Ende des Canto General:

»Podrán cortar todas las flores, pero jamás detendran la primavera.«10

(Sie [unsere Feinde] können alle Blumen abschneiden, aber nie werden sie den Frühling beherrschen.)

Jean Ziegler,

Genf, April 2008 


Video:
Was bringt uns die Zukunft?

(Das ZDF-Nachtstudio mit der Reihe „Strategien der Weltverbesserer“ wurde 2012 nach 15 Jahren eingestellt. Der Moderator ist nach 35 Dienstjahren in den Ruhestand gegangen).



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