Wenn das nötige Geld fehlt –
Wozu hat man uns in die Schule geschickt? In anderen Fällen war die Vorgabe weniger deutlich: Fremdsprachen, Mathematik, Turnen, Malen, Musik … Je nach dem, mit mehr oder weniger Erfolg. Im Zweifel immer gerade so viel Engagement auf beiden Seiten, dass das nächste formale Ziel erreicht worden ist: Klassenarbeit, Zeugnis, Versetzung, Gymnasium, Studium … Hat es irgendwo nicht so hingehauen, wurde eben hier und da etwas aussortiert. Müssen ja nicht alle Ärzte, Ingenieure oder große Denker werden. Schreiben und lesen, das war hundertprozentig gewollt – ohne jede Frage. Bei allem anderen war auch weniger ok. Englisch, Französisch, Physik, Klavier … da konnten schon mal Abstriche gemacht werden. Studieren muss auch unbedingt sein, ist sowieso nicht genug Platz für alle da. Über diesen Missstand sind schon Bibliotheken vollgeschrieben worden, und vor jeder politischen Wahl wird Abhilfe gelobt. Nehmen wir’s wie es ist: wenn man von berufener Seite tatsächlich etwas ändern wollte in Sachen Bildung, würde man es auch tun. So einfach ist das.
Wenn uns das einleuchtet, erkennen wir die Gründe für eine gravierende Wissenslücke umso klarer. Reden wir vom Geld. Da herrscht bereits in der schulischen Grundausbildung völlige Leere. Lehrangebot ist gleich Null. Das Einzige, was wir so nebenbei mitbekommen: es ist immer zu wenig Geld da. Zur Bestätigung lesen wir in der Zeitung, dass die Armen immer ärmer und die zahlenmäßig unterlegenen Reichen immer reicher werden, praktisch so eine Art Naturgesetz. Die Überzahl der Armen wird auch immer größer. Was die Reichtumsuntergrenze ist, wissen wir im Grunde nicht. Die Armutsgrenze entnehmen wir den diversen Armutsberichten, eine moderne Umschreibung für den Begriff Armutszeugnis. Viele wissen gar nicht, ob Sie noch arm oder schon ein wenig reich sind. Für diese Grenzfälle wurden die Begriffe Wohlstand und Mittelstand erfunden. Denn arm sein ist nicht sehr erfreulich aber zu den Reichen zu gehören ist auch kein Zuckerschlecken. Es gehört vielfach zum guten Ton, sich über den Reichtum anderer zu empören. Dabei könnte diese negative Haltung bereits ein wesentlicher Stolperstein zum erträumten eigenen Reichtum sein. Wobei wir mitten drin sind, in der Bildungslücke zum Thema Geld. Viel Geld ist ja eine geläufige Umschreibung für Reichtum. Dabei wissen wir über Geld so gut wie nichts, außer dass es meistens nicht reicht. Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: wir haben nichts darüber gelernt. Genauer: anders als beim Schreiben und Lesen, wurde uns in diesem Fach nichts beigebracht. Die Gedanken kreisen zwar ständig ums Geld. Wir wissen aber nichts über sein Wesen und verwechseln es häufig mit Wert und Vermögen. Und so soll es auch sein. Der Bäcker ist zuständig fürs Brot, der Arzt für die Gesundheit und der Pfarrer für das Seelenheil. Wer ist zuständig für das Geld? Ganz klar, die Bank. Damit wir nicht weiter im Dunkeln tappen, beschäftigt die Bank ein Heer von Beratern und Beraterinnen. Selbstlos wollen alle nur eines: unser Bestes und meinen damit nichts anderes als unser Geld. Dafür bleibt unsere Geldbildung weiter dürftig. Deshalb haben aber viele der so uneigennützig unter die Fittiche Genommenen feststellen müssen, dass ihr schönes Geld oft genug in eine Einbahnstraße eingebogen ist. Auch ist eines nicht verborgen geblieben. Das so hoffnungsvoll Anvertraute ist ganz offensichtlich nicht den gleichen Wachstumsschüben ausgesetzt wie die bankeigenen Bestände. Doch noch viel Erstaunlicheres geschieht. Ist ein Geldhaus mal selbst einer Fehlberatung erlegen, dann hat ihm dies wenig geschadet. Während die Bankkundschaft auf satten Verlusten sitzen geblieben ist, wenn guter Rat danebenging, ist für die Geldhäuser der Motor staatlicher Unterstützung angesprungen. Folge: die Bürger mit ihren geschleiften oder nur kümmerlich dahinvegetierenden Konten wurden auf dem Wege der Steuerumverteilung an der Sanierung der missglückten Geschäfte der Geldgiganten beteiligt und somit gleich zweimal zur Kasse gebeten. Das Geldunternehmen musste nur groß genug und an seinen Problemen nur genug Nullen dran hängen. Nun ist es so, dass Banken ihren Betrieb (noch) nicht gänzlich auf Computer und Automaten umstellen können. Bei der Geldausgabe und beim Transfer läuft das weitgehend schon wie am Schnürchen. Am Beispiel Griechenland ist die Zusammenarbeit zwischen staatlicher Kontrolle und privatem Bankwesen bereits auf europäischer Ebene ein gutes Stück vorangekommen: Bargeldgeschäfte über 1.500 Euro werden nicht mehr erlaubt sein. Bis aber alles auch bei uns unter Kontrolle ist, werden die Beraterheere der Banken noch gebraucht, um an unser Bares zu kommen. Das sind aber auch nur Menschen. Vor allem sind es Menschen, die wissen, was sie tun (müssen). Dabei sieht es ganz so aus, als ob ihr Wissen und Wirken ihnen immer häufiger auf den Magen schlägt. Was liegt näher, als das Leid dieser beklagenswerten Leute durch einen weiten Bogen um ihre Beratertische zu lindern. Verfolgen wir zur Bestätigung die Leidensgeschichte aus einer deutschen Großbank. Eine Beraterin hat sich der Presse anvertraut. (DER TAGESSPIEGEL vom 28.04.2010: „Zahlen bitte – von der Arbeit einer Bankerin“) ©Manfred Hoffmann |
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