Vorsicht Zocker

IMMER WIEDER MITTWOCHS
26.03.2014
Sonderinformation Teil 2 (Abwege II)

Original Ausschnitt  aus dem aktuellen Programm


EUR-CHF-Flagge-Schweiz

Es war einmal eine Spielwiese

Wenn Sie sich auf diese Ebene herunterziehen lassen, haben Sie schon verloren. Halten Sie sich fern von Leuten, denen sehr schnell die Worte „zocken“ und „Zocker“ über die Lippen kommen. Misstrauen Sie ausnahmslos Allen, die damit Stimmung machen. In der Regel verrät diese Wortwahl schwere Defizite im Umgang mit Geld. Falls schon etwas abgefärbt hat, verbannen Sie diese Ausdrücke aus Ihrem Sprachschatz. Wer die generelle Verunglimpfung der Erzielung, Erhöhung oder Sicherung von Einkommen außerhalb der Trampelpfade „Maloche gegen Geld“, Sparbuch und Lebensversicherung als üble Volksverdummung betrachtet, ist sicherlich gut beraten.

   Der Fußballer, von dem in der letzten Folge die Rede war, hat sich einen Bärendienst erwiesen, dass er diesen Ball angenommen und sich den Schuh angezogen hat. Nun steht er auch noch als trauriges Würstchen da, das sich ins Gefängnis gezockt hat. Dabei hätten seine Fans von so einem Kaliber durchaus erwarten können, dass er sich erhobenen Hauptes zum Vollzug meldet. Zu seiner „Ehrenrettung“ darf darüber spekuliert werden, ob das Büßergewand nicht ein durchaus geschickter Schachzug war. Möglicherweise hat sich die Justiz zusammen mit der Millonenoffenbarung nur mit der Spitze des Eisbergs beschäftigt. Noch einmal glimpflich davon gekommen? Wird so die „Strategie“ der Strafverteidiger plausibel und fällt gar in die Kategorie Zockerei?

Hat sich das Honorar für den Staranwalt
am Ende doch gelohnt?

Lottoschein-mit-Kugeln   Zocken ist außerdem überhaupt nichts Schlimmes. Wer zockt betreibt ein Glückspiel. Das ist die Definition. Insofern lebt jeder Einzelne von uns in einer Welt von Zockern. Darum ist das wohl auch gesetzlich geregelt. Dazu haben wir den Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV). Dort lesen wir in § 3 Abs. 1:

Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Die Entscheidung über den Gewinn hängt in jedem Fall vom Zufall ab, wenn dafür der ungewisse Eintritt oder Ausgang zukünftiger Ereignisse maßgeblich ist. Auch Wetten gegen Entgelt auf den Eintritt oder Ausgang eines zukünftigen Ereignisses sind Glücksspiele

Wir verkneifen uns an dieser Stelle zunächst weitere Erörterungen und kommen zum „ersten geplatzten Kragen“, letztlich dem Urknall zu diesem Programm. Dabei begegnen wir gleich wieder dem Begriff „spielen“.

   Nach der Jahrtausendwende und kurz vor der Euroeinführung traf ich im Oktober 2001 auf einen wohlhabenden alten Herrn. Der hatte noch nie im Leben einen Computer angefasst. Eine Maus kannte er nur als verpöntes Haustier. Vom operativen Tagesgeschäft hatte er sich längst verabschiedet, seine Firma verkauft und sich auch rechtzeitig von seiner Spanienimmobilie getrennt. Er konnte immer auf Leute zurückgreifen, die den Kleinkram für Ihn erledigt haben.

   Nun wollte er sich „spielerisch“ dem Computer nähern. Das waren im Original seine Worte. Natürlich war ihm nicht entgangen, dass diese Kisten immer mehr zur Wohnungsausstattung gehörten. Unter „spielerisch“ verstand er stressfreies Lernen. Dabei ist von vornherein der Stressfaktor nicht zu unterschätzen, dass sich ein bis dahin überaus erfolgreicher Mann als jemand outet, der von etwas scheinbar Alltäglichem keine Ahnung hatte.

Tastatur-Know-how  Es sollte mir vorbehalten sein, ihn auf technologische Ballhöhe zu begleiten. Das war ein hartes Brot. Einzelheiten ersparen wir uns lieber. Entstanden ist über einen langen Zeitraum aber eine durchaus bemerkenswerte Verbindung. Der „Klient“ hatte natürlich erkannt, dass man das „Spielzeug“ auch für interessante Rechenoperationen einsetzen konnte. Außerdem liebte er Statistiken.

Eine Million Spielgeld

   So erhielt ich einen Teileinblick in die Vermögensverhältnisse. Dazu gehörten auch eine Million DM „Spielgeld“, wie er es nannte. Dieses Geld hatte er an der Börse eingesetzt. Strikt limitiert, eine Million, nicht mehr. Wäre das Geld plötzlich weg gewesen, hätte das für ihn kein Problem dargestellt.

   Ein erstes Ziel war die übersichtliche Darstellung des diversifizierten Vermögens in einer übersichtlichen Tabelle. Das Tabellenkalkulationsprogramm Excel* war auf dem Computer installiert. Die Depotdaten für seine Spielwiese kamen schmucklos per Fax. Auch das sollte etwas schöner dargestellt werden.

   Nähern wir uns dem Knackpunkt der ganzen Geschichte. Bis dahin hatte ich quer durch alle Branchen und Metiers, anderen Menschen geholfen, die moderne Computertechnologie für ihre Zwecke einzusetzen. Zwangsläufig erwirbt man sich zu den eigenen Grundkenntnissen so nebenbei auch spezielle Fachkenntnisse in der jeweiligen Branche.

 Tastatur-Fragezeichen-blau  Es ist aber immer und ausschließlich die Sache der Klienten gewesen, ihre fachliche Arbeit allein zu machen. Anwälte haben ihre Schriftsätze selbst geschrieben, Architekten die Häuser selbst gebaut, Frisöre eigenhändig die Haare geschnitten, Steuerberater ihre Kunden durch den Steuerdschungel gelotst, Messdienstfirmen die Betriebskosten der Hausbesitzer selbst berechnet, Buchhalter die Bilanzen eigenverantwortlich erstellt und so weiter.

   Für den Computerneuling musste also das Datenrohmaterial der Faxe nur in einer schönen Tabelle erfasst und das Bedienungsknow-how vermittelt werden. Über das Allgemeinwissen hinaus, das einem Berater, Coach oder Weiterbildner generell zu unterstellen ist, gab es bei mir bis dahin keine besonderen Kenntnisse zum Börsen- und Wertpapiergeschäft.

   Neue Kurse, neue Stückzahlen durch An- und Verkauf, rein in die Tabelle, Mausklick, Ergebnis und zeigen wie es geht. Das war’s oder hätte es sein können.  Nun war der Mann mit seiner „Spielwiese“ auch Zeitungsleser und Fernseher. Wenn er also las, der DAX (Deutscher Aktien Index) ist um so und so viel Prozent gestiegen oder gefallen, versprach er sich davon auch Rückschlüsse auf sein Depot. So nennt man die Konten, auf denen Wertpapiere verwaltet werden. In den guten alten Zeiten lagen da wirklich noch die Papiere drin.

   Diese Rückschlüsse gingen aber regelmäßig daneben. So etwas ist für kontrollgewohnte Persönlichkeiten natürlich ein Problem. Nach altbewährtem Muster ist der Überbringer der schlechten Nachricht immer der Dumme, hier also der Computerlehrer. Das gab Reibereien und so ist der Kragen schließlich geplatzt.

Zwischen Hermann Hesse und Gott und der Welt
Kopfsprung ins Geldbecken

  Es hat kein Weg am Kopfsprung in die fachliche Materie vorbeigeführt. Außerdem war die Übertragung der Depotbewegungen vom Fax in die Computertabellen ein Weg, für den es nach aller Erfahrung bessere Alternativen geben musste. So sind zwischen lebhaften Diskussionen über Hermann Hesse und Gott und die Welt tiefgreifende Erkenntnisse zum nationalen und internationalen Geldwesen gereift.

Euro-Muenzen-abwaerts   Wertpapierdepots hatte ich bis dahin durchaus schon einige zu Gesicht bekommen. Das klassische deutsche Aktiendepot hatte sich bis dahin in der Regel auch immer durch die Klassiker ausgezeichnet. Allianz, Siemens, Daimler (oder VW), … sind die Renner. So auch hier. Damit ist der Deutsche Aktien Index (DAX) gut vertreten. Allerdings gab es im Depot meines „Sparringpartners“ auch noch andere Einträge. Eine erstaunliche Erkenntnis der Nachforschungen sei gleich an den Anfang gestellt. Die „Spielwiese“ war einer ausgeprägten Dürre anheimgefallen. Das Depot war um die Hälfte dezimiert. Und das geschah nicht etwa durch die Umstellung von DM auf Euro.

   Wir wollen jetzt nicht von den schlechten Zeiten reden, die sehr viele Wertpapierdepots im Bereich der Jahrtausendwende haben durchleben müssen. Wir kommen zurück auf den Forschungsgegenstand: Warum war das individuelle Depot von der Entwicklung des DAX einfach abgekoppelt?

  Zu den Hintergründen muss noch eines  eingeschoben werden: das Depot wurde von sachkundiger Expertise betreut. Zum Berater bestand eine direkt eingespeicherte Telefonverbindung in die Schweiz. Die Allianz, Daimler- und Siemensaktien dürften dabei tatsächlich vom Depotinhaber selbst favorisiert worden sein.

Euro-Haus-brennt  Zum Depotinhalt gehörten aber auch Positionen, die wohl nicht auf dem Mist des Depotkunden gewachsen waren. Und die zogen das Ergebnis wie Blei nach unten und hielten es dort dauerhaft fest, auch wenn sich die deutsche Aktienpracht nach oben entwickelte

   Und siehe da, nachdem einmal der Blick geschärft war, traten sowohl in meinen übrigen Businessbereichen als auch im persönlichen Umfeld ähnliche Ungereimtheiten zu Tage. Aber auch hier sparen wir zunächst weitere Details aus.

Wir wollten uns ja der Frage widmen, ob die in der Öffentlichkeit entgeistert registrierte Anzahl der Transaktionen des Fußballmanagers wirklich das Nonplusultra zur Erzielung der verhängnisvollen Gewinne war.

50.000 Transaktionen in 10 Jahren
sollen  es gewesen sein. Also …
5.000 in einem Jahr
417 in einem Monat
96 in einer Woche
14  an einem Tag

  Damals habe ich einem der Bleigewichte im Depot eine Alternative gegenüber gestellt. Mit verblüffendem Ergebnis. Es war eine Aktie, die es heute noch gibt und auch im Jahr 2003 gegeben hat. Ab diesem Zeitraum hat im aktuellen Fall die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das „Spielgeld“ war hier etwas höher. Niemand weiß, wie hoch das Startkapital für das Fußballdepot tatsächlich war. Nehmen wir hilfsweise die 20 Millionen, die ein Geschäftsfreund aus der Sportartikelbrache bereitgestellt haben soll.

Die Schweizer, ach wie süß

   Das „Produkt“ hat einen süßen Hintergrund und ist zudem noch passend in der Schweiz angesiedelt. Im Januar 2003 war  die Aktie von Lindt & Sprüngli für 500 Euro zu haben. Ob der Bayrische Investor mit dieser Investition straffrei ausgegangen wäre, wissen wir nicht. Eines ist aber sicher, er hätte mehr Zeit für das Wesentliche gehabt, z.B. für das gesetzeskonforme Management seines Einkommens. Jedenfalls hätte er für das Geld 40.000 Aktien des Schweizer Süßwarenherstellers bekommen.

Am 19.03.2014 hat eine Aktie 3.500 Euro gekostet. Das ergibt einen Gesamtwert von 140 Millionen Euro. Davon bleibt nach Abzug der Anfangsinvestition immer noch ein
Gewinn von 120 Millionen Euro.
Wir sehen, er hätte gar nicht so oft auf seinen Bildschirm starren und die Finger krümmen müssen


Chart-Lindt-Spruengli-Langzeit-2013-03-20

Aktie Lindt & Sprüngli – Kursverlauf 2001 – 2014 (Quelle comdirect AG)

   Zu solch simplen Geschäften haben ihm die Schweizer Experten natürlich nicht geraten. Da hätten sie sich auch ins eigene Fleisch geschnitten. Viel hätten Sie daran nicht verdient. Aber Gebühren für 50.000 Transaktionen mit hauseigenen Produkten. Das ist ein leckeres Häppchen. Wir kennen die Gebührenhöhe für die Einzeltransaktion in diesem speziellen Fall leider nicht. Vielleicht hat er ja eine „Flatrate“ gehabt.

   Für den Handel mit solchen Produkten darf Otto Normalverbraucher mit Kosten für eine kleine Transaktion mit Gebühren um die 10 Euro rechnen. Oft gibt es Rabatte, besonders für „Vieltrader“. Gelegentlich gibt’s sogar mal was umsonst.  Die Gebühren hängen auch von  der Ordergröße ab. Je  größer der transferierte Posten, je  höher die Gebühr.  Meistens gibt es aber eine Obergrenze.  Das  Schöne für  diejenigen, welche die Aufträge  der Kunden  ausführen:  sie können zweimal  kassieren. Was  gekauft  wird, steht  irgendwann auch wieder zum Verkauf.  Bei Aktien geht es ohnehin nur  im Doppelpack:  kein Käufer ohne Verkäufer.

Die Schweizer Gleichung geht nicht immer auf

   Ein Konto in der Schweiz mit individueller VIP- Betreuung garantiert ganz offensichtlich noch lange keine optimalen Ergebnisse. Das mag oft daran liegen, dass die werte Kundschaft sich nicht beschweren mag. Wie und worüber auch, wenn das Geld offiziell gar nicht da ist. Diskretion gegen Diskretion, eine Hand wäscht die andere.

   Bei meinem „Schüler“ scheint alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Trotzdem hat er sich nicht beschwert. Er hat  auch aus meinen Alternativrecherchen kein Kapital geschlagen. Wissen Sie, was er getan hat? Er hat leicht verärgert das Depot einfach aufgelöst. Damit hat er zwar über 200.000 Euro in den Sand gesetzt aber künftig seine Ruhe vor Experten gehabt. Spielgeld müsste man haben.


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Damit es nicht zu „fachchinesisch“ wird, folgt im Original noch ein weiterer Teil mit Details und Erläuterungen.
*„Excel“ ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma Microsoft


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