Neid und Missgunst

IMMER WIEDER MITTWOCHS
22.01.2014

So eine Gemeinheit

Kann tödlich sein   Die menschlichen Abgründe, so tragisch sie sind, was wären wir ohne sie. Die Bücherschränke wären leer. Unzählige Dichter hätten sich schon arbeitslos melden müssen. Fernsehsender und Filmstudios wären längst pleite.

   Das Unheil droht all jenen Frauen und Männern, die sich über den Tellerrand wagen. Schuster bleib bei Deinen Leisten. Dieses Volksempfinden ist noch längst nicht ausgestorben Totgesagte leben länger. Da können noch so viel Innovations- Literatur- und Filmpreise vergeben oder Unternehmer und Unternehmerinnen des Jahres gekürt werden.

   Wir sprechen von Neid und Missgunst. Der Neid hält sich als Todsünde seit biblischen Zeiten, obwohl er seit jeher seine zerstörerische Kraft hauptsächlich gegen die Neider selbst richtet. Denn die sind ausnahmslos verblichen, während die Werke der Beneideten nicht selten die Jahrhunderte überstehen.

   Die Propagandaschlacht ums Mittelmaß ist noch lange nicht entschieden. Das haben wir schon an anderer Stelle im Zusammenhang mit der Wachstumsgläubigkeit bereits erörtert  (Propagandaschlacht Wachstum). Auch Neid und Missgunst werden nicht zuletzt von durchsichtiger Propaganda geschürt.

   Propaganda reicht zur Erklärung von Neid und Missgunst allerdings nicht aus. Mit ihrer Hilfe lassen sich Neid und Missgunst sehr gut in gewünschte Bahnen lenken. Geradeso, wie es den Propagandisten eben passt. Wenn wir aber weiter dahintersteigen wollen, bemühen wir am besten wieder das Problemgesetz:

Das Problemgesetz
Die Probleme der Menschen
In den meisten Fällen
sind sie das Resultat
unzureichender

Bildung
Ausbildung
Information
Kommunikation

   Propaganda fällt in den Bereich Information. Hinsichtlich Neid und Missgunst heißen die Schlüsselworte Bildung und Ausbildung. Persönliche  Charaktere  entstehen nicht zuletzt  durch Bildung. Wenn  es da  große  Lücken gibt, ist  das  Scheitern in vielen Lebensbereichen nicht weit.

   Das führt zwangsläufig zu der banalen Tatsache, dass der eine manches hat und der andere eben nicht. Im schlimmsten Fall entstehen aus diesem Sachverhalt kriminelle Handlungen. Der eine beklaut den anderen. Zum Glück sind Mord und Totschlag noch nicht die gesellschaftliche Norm.

  Kaputtmacher  Die Kriminalstatistik hält sich vielleicht nur deshalb in Grenzen, weil es das Ventil von Neid und Missgunst gibt. Die Neidischen hätten gern das, was die anderen besitzen und eignen sich das im Geiste an. Dazu müssen sie es den rechtmäßigen Besitzern madig machen.

   Sie machen kaputt, was sie kaputt macht, nämlich dass andere etwas erreicht, geschaffen oder zuwege gebracht haben und sie eben nicht. Sie empfinden die Last des Versagens und brauchen einen Ausgleich. Es ist ein bitteres Defizit. Nur weil sie glauben, es nicht besser zu können, begeben sich neidische, missgünstige Menschen auf den Pfad der Zerstörung, auch der eigenen.

  Neid und Missgunst sind der ideale Nährboden für Ideologien aller Art. Jeder wird dann gegen jeden ausgespielt. Die Interessengruppen ringen um den kleinsten Platzvorteil und bedienen die eingebrannten Vorurteile.

   Statt nachhaltiger Besinnung und Veränderung wird immer und immer wieder mal eine Sau durchs Dorf getrieben. Eine beliebte Zielgruppe sind hierzulande die Reichen und Wohlhabenden. Statt selber reich zu werden, vergnügt man sich auf der Treibjagd, Eintritt frei.

   Wann kommt endlich neue Hehlerware in modisch digitaler CD-Form auf den Markt? Wann kommt endlich eine ordentliche Reichensteuer? Wann wird der nächste Topmanager fernsehwirksam vom Staatsanwalt abgeführt? Wann wird der nächste prominente "Steuersünder" öffentlich an den Pranger gestellt? Der Beifall ist sicher.

   Nicht dass wir uns missverstehen. Ungesetzliches Verhalten muss verfolgt werden, ohne Rücksicht auf die Person. Für die Besteuerung der Bürger gibt es Gesetze, und die sind von jedem einzuhalten. Wenn eine Stiftung nach der anderen in der Steueroase oder im Offshoreland auffliegt, sind das keine Bagatellen.

   Wenn der klamme Ministerpräsident auf dem Weg zum Bundespräsidialamt vom väterlichen Freund mit Schweizer Domizil über dessen Ehefrau mal eben eine halbe Million fürs Häuschen rübergeschoben bekommt, verdient das schon unsere Aufmerksamkeit. Wenn der Vorstand des Industriekonzerns es zulässt, dass zur SonderzuwendungenAuftragsvergabe ausländische Staatsdiener mit Sonderzuwendungen beglückt werden, ist das ein Skandal. Der Zweck heiligt keineswegs die Mittel.

   Reichtum und Wohlstand sind angenehm. Politische Privilegien und gesetzliche Sonderbehandlungen sind daraus aber nicht abzuleiten. Dennoch bemühen sich Eventmanager immer wieder, Sonderzugänge  für die Leistungsträger der Nation im Regierungsviertel freizuschaufeln. Schnittchen am Buffet dürfen durchaus den kleinen Hunger stillen. Wenn Sie die große Gier entfachen, ist klar und eindeutig die rote Karte gefragt.

   Ein ganz anderes Thema ist es, wie mit den Leuten umgegangen wird, wenn sie den Anschein erweckt haben, sie hätten sich etwas Besonderes herausgenommen. Es darf ruhig einmal darauf geschaut werden, wie sie überhaupt in diese Situation kommen konnten. Von nichts kommt nichts. Die Mindestlohnbezieher und auch die besser gestellten Kollegen und Kolleginnen in abhängigen Beschäftigungsverhältnissen haben schon einmal von Hause aus gar nicht die "steuergestalterischen" Möglichkeiten wie jene, die ihnen ihr Gehalt zahlen.

   Das Finanzamt bekommt den Beitrag fürs Gemeinwohl direkt aus den Lohntüten. Da kommen erst gar keine dummen Gedanken auf. Die Arbeitgeber Kleinvieh macht auch Mistsind auf diese Weise die freien Mitarbeiter des Finanzministers. Was den höheren und ganz hohen Einkommensschichten im Gegensatz zu den Kleinverdienern Probleme bereitet, ist die völlig legale Möglichkeit der Steuergestaltung. Dazu haben sie mindestens ein ganzes Jahr Zeit. In dieser Zeit kann einiges über die Grenze geschafft werden. Papier ist geduldig und Helfer und Berater gibt es genug.

   Man könnte ganz banal feststellen: Gelegenheit macht Diebe. Kein Gesetz ohne Übertretung. Wenn es anders wäre, bräuchte man keine. Die Menschen zieht es dorthin, wo es am günstigsten für sie ist oder wo sie es für sie am günstigsten halten. Das ist nicht immer klug. Es ist aber einfach so. Der Weg zum eigenen Vorteil genießt  Kultstatus. Das ist in Bezug auf Steuern nicht anders.

  Die Gefahr, dass er sich im Gestrüpp der Steuergesetzgebung verheddert, ist für den schlichten Lohnsteuerzahler sehr gering. Er braucht keine Beratercrew. Er könnte sie auch gar nicht bezahlen. Bei ihm heißt die Endstation Lohnsteuer-Jahresausgleich.

   Die Berater werden weltweit selbst reich, weil sie den Reichen dabei helfen noch reicher zu werden und vor allem auch reich zu bleiben.  Dabei passieren dann  die tollsten Dinge.  Am  Ende  muss sich dann  der Präsident eines erfolgreichen Fußballvereins mit gleich mehreren Strafanträgen auseinandersetzen, weil Steuern in Millionenhöhe an der Staatskasse vorbeigeflossen sind.

   Das ist natürlich ein handfester Skandal und für einen Mann im Brennpunkt des öffentlichen Lebens nicht gerade ein Ruhmesblatt. Das soll hier aber nicht der Gegenstand der Erörterung sein und vor allem nicht schöngeredet werden. An solchen skandalträchtigen Ereignissen lässt sich immer wieder vortrefflich studieren, wie Neid und Missgunst, schlimm genug dass es sie überhaupt gibt, auch noch kräftig geschürt werden können. Ist der Mann noch zu retten?

   Diese Frage stellt sich in Problemlagen für die wirklich Großen nicht. Die haben schon lange eine blendende Geschäftsidee kultiviert. Werde einfach so groß und mache soviel Menschen von Dir abhängig, dass Dir nichts passieren kann und Du mit Staatsgeldern gerettet werden musst, weil sonst alles zusammenbricht.

   Die Jagd ist eröffnet Dennoch wird die Jagdsaison immer wieder mal eröffnet. Das begehrte Wild sind Banken, Reiche und Steuerflüchtlinge. Da gilt es einiges zur Strecke zu bringen. Vor den Flinten hetzen die Gejagten durchs Unterholz. Ein Freund der Banken muss man wahrlich nicht sein. Sicherlich geht auf keine Kuhhaut, was ein Großteil der illustren Institutionen auf dem Kerbholz hat. Aber …

   Dass den Geldgiganten immer wieder die alleinige Schuld für aktuelles Elend zugeschoben wird, kann auch als durchsichtiger Schuss in den Nebel interpretiert werden. Ebenso wenig wurde jemals der Beweis dafür erbracht, dass die Schwachen gestärkt werden, wenn man die Reichen schwächt. Wer also die Reichen plündert, macht die Armen noch lange nicht reich.

   Man mag mit den Zähnen knirschen ob des Drecks am Stecken. Dennoch ist es gefährlich, Ursache und Wirkung  in einen Topf zu werfen. Außerdem gilt auch hier die Unschuldsvermutung. Wie alle anderen auch, bewegen sich Banker im Rahmen von gültigen gesetzlichen Normen, Fehltritte nicht ausgeschlossen. Auch diese Leute kommen nicht mit einem Gangstergen zur Welt.

   Gesetze fabrizieren Politiker und Politikerinnen. Die sind nicht ihren Wähler gegenüber verantwortlich, sondern handeln dem Grundgesetz zufolge ausschließlich nach ihrem Gewissen. Das Gewissen ist eine komplexe Geschichte und anfällig für Unzulänglichkeiten. Das nehmen wir am besten als gegeben zur Kenntnis und bewerten es nicht.

   Wir können uns aber einen Reim darauf machen, warum es in Gesetzen immer wieder so vImmer wieder Gesetzeslückeniele Lücken gibt und sie vom Bundesverfassungsgericht gelegentlich komplett  in der Papierkorb befördert werden. Die Lücken können mit fachlichen Sachverstand zu manchem Vorteil genutzt werden. Sachverstand ist käuflich zu erwerben. Dazu wird Geld benötigt und das haben reiche Leute in größerem Umfang als weniger Begüterte.

   Wenn der beratende Sachverstand mal danebenliegt und das Geld eigentlich doch in der Staatkasse hätte ankommen müssen statt in der Schweiz, Liechtenstein oder auf den Cayman Inseln, sind die Berater zunächst aus dem Schneider und die Geldbesitzer die Gejagten. Wir müssen nicht unbedingt vor Mitleid zerfließen, können uns aber fragen was wir in der Rolle der Vermögensinhaber selbst so alles getan oder unterlassen hätten, vor allem bei so teurer Beratung.

   Diese Frage fällt aber meistens unter den Tisch, vor allem bei denen, deren Widerwillen gegen die "reichen Säcke" auf Dauer kultiviert worden ist. Zu Neid und Missgunst gesellt sich schnell Schadenfreude, wenn's mal wieder einen erwischt hat.

    Sie lesen hier eine Betrachtung, die aus einem finanziellen Trainingsprogramm entnommen ist. In diesem kleinen Projekt, weit ab von jedem Steuerparadies, wird beispielhaft ein geringer Zuverdienst von 199.000 Euro in 500 Tagen organisiert. Dafür macht ein ordentlicher Milliardär keinen Finger krumm. Wenn Sie die Sache aber jemandem anbieten, der mit seinen Finanzen gerade mal so über die Runden kommt, haben Sie auch nicht immer die besten Karten.

   Denn wer gewohnt ist, seine Lebenszeit für ein paar  Euro monatlich zu tauschen, wird Ihnen nicht sofort um den Hals fallen, wenn Sie ihm neue Wege aufzeigen. Vielleicht zeigt er Ihnen eher den Vogel. Das ist nicht weiter schlimm. Was nicht ist kann ja noch werden. Unzählige Menschen auf dieser Welt haben es schon erlebt: man kann durchaus klüger werden. Das gelingt erstaunlicherweise besser, wenn die gängigen Bildungsrituale teilweise umschifft werden. Neid und Missgunst verblassen, je besser sich das persönliche finanzielle Umfeld entwickelt.

   Neid und Missgunst sind Energieräuber. Sie verstellen außerdem in ihrer engen individuellen Ausrichtung den Blick darauf, was tatsächlich im großen Stil abläuft. Irgendwo hört der Spaß auf. Dass das große Ganze nicht aus dem Blickfeld gerät, verdanken wir auch einem Beitrag von Arte, vom 10.09.2013

ZEITBOMBE STEUERFLUCHT

Eine Dokumentation von Xavier Harel, in Zusammenarbeit mit Rémy Burkel

Willkommen im Steuerparadies
Von Barbados bis Liechtenstein – wo Steuersünder ihr Geld vor dem Fiskus verstecken

Internationale Konzerne können Milliardengewinne erwirtschaften, ohne Steuern zahlen zu müssen. Wohlhabende Bürger wiederum bringen ihre Reichtümer mit Hilfe des Schweizer Bankgeheimnisses oder durch in Jersey ansässige Firmen vor dem Fiskus in Sicherheit. Finanzexperte und Journalist Xavier Harel bietet einen fesselnden Einblick in den Wirtschaftszweig Steuerflucht. Er enthüllt Steuersparmodelle, reist in Steuerparadiese und deckt den Zynismus der Banken auf.


Video:
Zeitbombe Steuerflucht

(Abendfüllender Krimi –  jede Minute lohn sich)


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