Update – Sonderausgabe
(Auszug aus der „Mittwochsreihe“)

Warum fehlt’s denn

Wozu in die Schule? Wer soll’s denn machen? Null Ahnung Das ist ok so Armutszeugnis Auch kein Zuckerschlecken Bäcker, Arzt, Pfarrer, Bank Kann schon mal daneben gehen Leidensgeschichte(n)

 


Gemein
Volle Absicht

Fehlt bei Ihnen das nötige Geld?

 Wozu hat man uns in die Schule geschickt? Eines Tages sollten wir schreiben und lesen können, ja wenigstens das. Wäre dieses Unterfangen schiefgegangen, hätte man entweder uns oder die Schule für zu blöd gehalten. In der Regel bleiben Schule und Schüler diese Einschätzung erspart, wenigstens was das Schreiben und Lesen betrifft. Es war von vornherein klar: Lesen und Schreiben, das muss der Mensch können. So ist es dann auch gekommen. Wir können jetzt unsere Steuererklärung abgeben und den Bescheid vom Finanzamt lesen.

In anderen Fällen war die Vorgabe weniger deutlich: Fremdsprachen, Mathematik, Turnen, Malen, Musik … Je nachdem, mit mehr oder weniger Erfolg. Im Zweifel immer gerade so viel Engagement auf beiden Seiten, dass das nächste formale Ziel erreicht worden ist: Klassenarbeit, Zeugnis, Versetzung, Gymnasium, Studium … Hat es irgendwo nicht so hingehauen, wurde eben hier und da etwas aussortiert. Müssen ja nicht alle Ärzte, Ingenieure oder große Denker werden. Hat Handwerk nicht goldenen Boden? Und wer soll das ganze Zeugs aus den Regalen picken und verschicken? Unsere Onlinebestellungen müssen schließlich ausgeführt werden.

Schreiben und lesen, das war hundertprozentig gewollt – ohne jede Frage. Bei allem anderen war auch weniger ok. Englisch, Französisch, Physik, Klavier … da konnten schon mal Abstriche gemacht werden. Studieren muss auch nicht unbedingt sein, ist sowieso nicht genug Platz für alle da. Hätte man hundertprozentig gewollt, das alle ins Gymnasium gehen und dann einen Studienplatz bekommen, wäre es ähnlich gelaufen wie beim Schreiben und Lesen: alles paletti.

Über diesen Missstand sind schon Bibliotheken vollgeschrieben worden, und vor jeder politischen Wahl wird Abhilfe gelobt. Nehmen wir’s wie es ist: wenn man von berufener Seite tatsächlich etwas ändern wollte in Sachen Bildung, würde man es auch tun. So einfach ist das.

 Wenn uns das einleuchtet, erkennen wir die Gründe für eine gravierende Wissenslücke umso klarer. Beim Geld herrscht bereits in der schulischen Grundausbildung völlige Leere. Lehrangebot ist gleich Null. Das Einzige, was wir so nebenbei mitbekommen: es ist immer zu wenig Geld da. Zur Bestätigung lesen wir in der Zeitung, dass die Armen immer ärmer und die zahlenmäßig unterlegenen Reichen immer reicher werden, praktisch so eine Art Naturgesetz. Die Überzahl der Armen wird immer größer.

Was die Reichtumsuntergrenze ist, wissen wir im Grunde nicht so genau. Die Armutsgrenze entnehmen wir den diversen Armutsberichten, eine moderne Umschreibung für den Begriff Armutszeugnis. Viele wissen gar nicht, ob Sie noch arm oder schon ein wenig reich sind. Für diese Grenzfälle wurden die Begriffe Wohlstand und Mittelstand erfunden.

Denn arm sein ist nicht sehr erfreulich. Zu den Reichen zu gehören ist aber auch kein Zuckerschlecken. Es gehört vielfach zum guten Ton, sich über den Reichtum anderer zu empören. Dabei könnte diese negative Haltung bereits ein wesentlicher Stolperstein zum erträumten eigenen Reichtum sein.

Viel Geld ist ja eine geläufige Umschreibung für Reichtum. Dabei wissen wir über Geld so gut wie nichts, außer dass es meistens nicht reicht. Wie schon gesagt, wir haben einfach nichts darüber gelernt. Genauer: anders als beim Schreiben und Lesen, wurde uns in diesem Fach nichts beigebracht. Die Gedanken kreisen zwar ständig ums Geld. Wir wissen aber nichts über sein Wesen und verwechseln es häufig mit Wert und Vermögen. Und so soll es wohl auch sein.

Der Bäcker ist zuständig fürs Brot, der Arzt für die Gesundheit und der Pfarrer für das Seelenheil. Wer ist zuständig für das Geld? Ganz klar, die Bank. Damit wir nicht weiter im Dunkeln tappen, beschäftigt die Bank ein Heer von Beratern und Beraterinnen. Selbstlos wollen alle nur eines: unser Bestes und meinen damit nichts anderes als unser Geld. Dafür bleibt unsere Geldbildung weiter dürftig. Deshalb haben aber viele der so uneigennützig unter die Fittiche Genommenen immer wieder feststellen müssen, dass ihr schönes Geld oft genug in eine Einbahnstraße eingebogen ist. Auch ist eines nicht verborgen geblieben. Das so hoffnungsvoll Anvertraute ist ganz offensichtlich nicht den gleichen Wachstumsschüben ausgesetzt wie die bankeigenen Bestände.

Know-how

 Doch noch viel Erstaunlicheres geschieht. Ist ein Geldhaus mal selbst einer Fehlberatung erlegen, dann hat ihm dies bisher wenig geschadet. Während die Bankkundschaft auf satten Verlusten sitzen geblieben ist, wenn guter Rat danebenging, ist für die Geldhäuser der Motor staatlicher Unterstützung angesprungen. Folge: die Bürger mit ihren geschleiften oder nur kümmerlich dahinvegetierenden Konten wurden auf dem Wege der Steuerumverteilung an der Sanierung der missglückten Geschäfte der Geldgiganten beteiligt und somit gleich zweimal zur Kasse gebeten.

Das Geldunternehmen musste nur groß genug und an seinen Problemen nur genug Nullen dran hängen. Zu ihrem Leidwesen können die Banken ihren Betrieb (noch) nicht gänzlich auf Computer und Automaten umstellen können. Bei der Geldausgabe und beim Transfer läuft das weitgehend schon wie am Schnürchen. Noch ist es nicht kriminell, ein paar Scheinchen mit sich zu führen. Der Trend zur Abschaffung des Bargeldes ist jedoch unverkennbar.

Bis aber alles unter Kontrolle ist, werden die Beraterbataillone der Banken noch gebraucht. Unser Bares ist deren Einsatz allemal noch wert. Das sind aber auch nur Menschen. Vor allem sind es Menschen, die wissen, was sie tun (müssen). Dabei sieht es ganz so aus, als ob ihr Wissen und Wirken ihnen immer häufiger auf den Magen schlägt. Was liegt näher, als das Leid dieser beklagenswerten Leute durch einen weiten Bogen um ihre Beratertische zu lindern.

Verfolgen wir zur Bestätigung die Leidensgeschichte aus einer deutschen Großbank. Eine Beraterin hat sich der Presse anvertraut. (DER TAGESSPIEGEL vom 28.04.2010: „Zahlen bitte – von der Arbeit einer Bankerin“)

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Die Lösung:

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