Ganz schön fies

IMMER WIEDER MITTWOCHS
25.12.2013

Jetzt oder nie

   Weihnachten ist der beste Beweis. Es gibt mehr als genug. Die Teller und Tische sind voll. Zuvor sind die Kaufhäuser voll, trotz wachsender Schlangen vor den Kassen. Der Nachschub rollt. Selbst zusätzlich explodierende Online-Umsätze sind nicht in der Lage, die Fülle zu beschränken. Im Grunde gilt das auch in der übrigen Jahreszeit. Wenn im Supermarkt mal etwas fehlt, verhindert meist nur eine zu dünne Personaldecke das Auffüllen der Regale. Waren sind genug vorrätig. Das ist in anderen Bereichen nicht anders.

   Dennoch scheinen viele Hersteller und Händler den Hals nicht schnell genug vollzukriegen.Sie setzen unbarmherzig einen der ältesten Psychotricks der Menschheitsgeschichte ein. Mache etwas knapp und die Leute rennen sich die Hacken danach ab. Keine Lüge ist zu dreist. Keine Täuschung ist zu plump. Keine Behauptung ist zu unsinnig. "Nächste Woche ist Schluss", "nur noch heute",  "einmalige Gelegenheit" und schon verschwinden die dritte Bohrmaschine und der vierte Akkuschrauber im Werkzeugschrank, weil "nur noch 3 auf Lager" sind. Immer wenn Bedenkzeit angebracht wäre, zaubern nicht nur Makler und Gebrauchtwagenhändler einen weiteren hochmotivierte Interessenten aus dem Hut.

   Tolle Rabatte, unzählige Freiminuten, drei kaufen – zwei zahlen, das alles gibt's nur hier und heute und nur solange der Vorrat reicht. Schließlich bemerkt der in die Enge getriebene Mensch zu spät, dass er vor lauter knappen Gelegenheiten in der Knappheitsfalle gelandet ist. Denn: knapp geworden ist sein Geld und das, obwohl es davon mehr als genug gibt. Es befindet sich nur in anderen Taschen. Einmal und nie wieder, dieser Irrglaube gedeiht üppiger denn je. Das Konzert wird um so besser, je weniger Plätze es gibt. Das Buch ist ein Renner, wenn das Verbot droht.

   Gesetze schützen uns vor vielem: dass wir nicht falsch parken, keine falschen Glühbirnen benutzen, dass uns fremde Hunde nicht beißen dürfen und andere bei rot halten müssen, wenn wir bei grün über die Straße gehen. Betrügen darf uns auch niemand. Eine heilige Kuh gibt es allerdings. Der stehen wir weitgehend ungeschützt gegenüber. Das ist der Markt und seine Wirtschaft. Dort gilt als begnadet, wer uns am besten übers Ohr haut und die besten Geschäfte macht. Die allerbesten werden Verkäufer des Jahres und bekommen Kreuzfahrten geschenkt und Boni überwiesen.

   Es ist gut erforscht, warum wir auf die ganzen Tricks reinfallen. Ebenso gut ist aber auch erforscht, wie sich die eine Seite der "Marktteilnehmer", die Händler, erfolgreich an unsere Geldbörsen heranpirschen können. Das bringt ihnen im seriösen Gewand die "Verkaufspsychologie" bei. Dazu gibt es wiederum die Berufsstände der Verkaufstrainer und Marketing Experten.

   Damit wir gegen den verkaufspsychologischen Tsunami besser gewappnet sind, bietet sich in den Tagen nach Weihnachten bis zum Beginn des neuen Jahres eine exzellente Gelegenheit für eine Immuntherapie. Verkaufsspezialisten und Marketingexperten fassen in dieser Zeit bevorzugt für das kommende Jahr den Vorsatz, uns noch besser zuleibe zu rücken, zwecks der besseren Umsätze. Der andere Teil der Menschheit, das ist halt so Brauch, fasst ebenfalls gute Vorsätze. Damit arbeitet Sie der Verkäuferseite zumeist direkt in die Hände.

   Viele wollen gesund bleiben oder gesund werden. Andere wollen abnehmen oder schlank bleiben. Fast alle wollen glücklich und zufrieden sein und einer sicheren Zukunft entgegenblicken. Das sind die besten Vorbereitungen, in die aufgestellten Fallen zu tappen. Denn für alles hat die Verkaufs- und Marketingfront ein Mittel parat. Die Angebote sind knapp, versteht sich. Wer zuerst kommt mahlt zuerst. Schnell zugreifen, bevor es andere tun. So hetzen wir von Sonderangebot zu Sonderangebot, so lange der Vorrat reicht. Irgendwann sind unsere Mittel in das Gegenlager gewechselt. Wir stehen vor der knappen Haushaltskasse und fassen für das nächste Jahr wieder neue Vorsätze.

   Wie es der Hase auch anstellt, der Igel ist schon längst da. Dieses Spiel geht solange, bis endlich ein ganz wesentlicher Vorsatz fürs neue Jahr hinzugefügt wird. Der könnte lauten:

Ich widerstehe allen Nötigungsversuchen und sage grundsätzlich erst einmal NEIN zu allen befristeten Angeboten. Ich frage, ob ich die Sache tatsächlich JETZT im Rahmen meiner persönlichen Ziele benötige. Erst dann prüfe ich Preis und Nutzen, unabhängig von zeitlichem Druck und Knappheit. Wer mich nötigt oder unter Druck setzt, hat schlechte Karten.

Probieren Sie es aus und schalten Sie bei "einmaligen" Angeboten zunächst auf Alarmstufe Rot. Lassen Sie sich von den Ergebnissen dieses Vorsatzes überraschen. Überlassen Sie Denkfehler lieber anderen.


Robert Dobelli listet hier 52 Denkfehler auf. Darunter auch auf
Seite 113: Der Knappheitsirrtum und
Warum knappe Kekse besser schmecken


 Passt ganz gut zu dieser Seite: Einer muss die Brötchen backen


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